Zeitlos schön
Tracht ist mehr als nur traditionelle Kleidung. Sie ist lebendiges Zeugnis kultureller Identität, Handwerkskunst und regionaler Vielfalt. Und besonders jetzt im Frühsommer ein farbenfroher, frischer Ausdruck von Lebensfreude.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Luc, wildbild/Herbert Rohrer
Mit dem Erwachen der Natur wird auch die Lust an der Tracht erneut entfacht. Sind Dirndl und Co in Salzburg ohnehin das ganze Jahr über gern gesehen und getragen, so hat die Tracht jetzt ganz eindeutig Hochsaison.
Farbenfroh in den Frühling
Die Dirndlkleider dürfen im Frühjahr und Sommer ganz besonders erstrahlen: und zwar in allen Farben! „Schöne, frische Farben machen Laune“, bestätigt Gundi Schirlbauer, Geschäftsführerin des Salzburger Heimatwerks. „Neben Pastellfarben sind es im Sommer auch die kräftigen, eher knalligen Farben, die bezaubern, wie Pink, Orange, ein schönes Blau oder Grün.“ Es gehe immer um das harmonische Zusammenspiel der Farben, beispielsweise wirke Salbeigrün in Kombination mit einem zarten Rosa besonders edel und frühlingshaft.
Des Weiteren ist diesen Sommer auch keine Zurückhaltung notwendig, wenn es um aufregende Farbkombinationen geht, wie kräftiges Orange zu leuchtendem Blau. Colour Blocking hat seinen Weg auch in die Welt der Tracht gefunden und sorgt für beste Modestimmung. Mut zur Farbe lautet das Motto! Auch die Muster dürfen ruhig auffallend und gerne ein wenig extravagant wirken: „Gemusterte Oberteile sind sehr im Trend“, bestätigt Gundi Schirlbauer, „vor allem, wenn die Farben sich Ton in Ton im Rock fortsetzen.“
Wer es dennoch dezenter bevorzugt, ist gut damit beraten, Oberteil und Rock im selben Farbton zu halten: „Es muss nicht dasselbe Material sein, aber wenn Leib und Rock Ton in Ton einhergehen, wird ein Dirndlkleid mit unterschiedlichen Schürzen unglaublich wandelbar und anpassungsfähig und ist immer schön anzuschauen.“
Klassisch modern
Mit seiner großen Tradition ist der Blaudruck aus dem Salzburger Trachtenuniversum auch heute nicht wegzudenken. Dass die traditionsreiche Färbemethode alles andere als bieder und langweilig wirkt, dafür sorgen immer neue Kombinationsmöglichkeiten. „Trägt man zum klassischen Blaudruck-Dirndl beispielsweise eine Schürze im knalligen Pink, entsteht ein komplett neues und frisches Bild“, schwärmt Gundi Schirlbauer.
Renaissance des Puffärmels
War noch bis vor Kurzem die Spitze das vorherrschende Material, kehrt man nun im Bereich der Dirndlblusen zurück zu den klassischen Modellen aus Baumwolle, wobei es aber durchaus auch weiterhin ein wenig verspielt sein darf. DAS Comeback der Saison feiert der nun jahrelang eher verpönte Puffärmel.
Außerdem muss es nicht immer klassisch Weiß oder Schwarz sein, so Gundi Schirlbauer: „Wenn es zum Dirndl bzw. zum Anlass passt, werden sehr gerne auch bunte Blusen zum Dirndl kombiniert“, und weist auf durchaus sportlich-legere Modelle mit etwas weiteren Ärmeln hin: „Mit aufgekrempelten Ärmeln sorgen diese Blusen für einen sehr lässigen Look!“
Wenn’s mal kein Dirndl sein soll…
Facettenreich zeigt sich die aktuelle Trachtenmode auch abseits des Dirndlkleids. Weitschwingende Röcke und farbenfrohe Sommerkleider verwandeln sich je nach Accessoires in mehr oder weniger trachtige Outfits. So beispielsweise das stilvolle Leinenkleid, das mit Gürtel ein perfektes Business-Outfit darstellt, mit Bluse darunter und Schürze darüber im Handumdrehen in ein Dirndl verwandelt wird.
Drunter und drüber
Das „Darunter“ bleibt natürlich jedem selbst überlassen – wobei nochmals betont werden sollte, dass farbige BHs unter weißen Dirndlblusen als absolutes No-Go gelten! Für das „Darüber“ bietet die aktuelle Trachtenmode dafür jede Menge Möglichkeiten. „Es gibt grundsätzlich für wirklich jedes Dirndl die passende Strickjacke“, erklärt Gundi Schirlbauer, „gerne tragen die Damen aber auch feine Jacken aus demselben Oberstoff, aus dem das Dirndl besteht oder Jacken aus Jägerleinen.“ Für kühlere Tage/Abende und festlichere Anlässe empfiehlt sie beispielsweise einen Samtblazer im Farbton des Kleides. Oder: „Besonders schick und sehr feminin wirken auch Schultertücher aus Seide und Wolle – und wenn es zum Anlass passt, darf man das Dirndl durchaus auch einmal mit Jeansjacke tragen.“ Die Trachtenmode sei dahingehend heute sehr tolerant geworden, insbesondere was die Schuhmode angeht. So ist die Kombi mit Sneakers oder farblich abgestimmter Ballerinas und Pumps ein längst übliches Bild.
Der Hut macht das Finish!
Für Gundi Schirlbauers Geschmack tragen noch viel zu wenige Damen den passenden Hut zum Dirndl: „Ob klassische oder etwas sportlichere Variante: Mit einem Hutband aus demselben Stoff wie das Kleid, macht ein Hut jedes Outfit perfekt.“
Dies gilt übrigens ebenso für die Damen wie auch für die Herren der Schöpfung. Bei diesen ist diese Saison die Farbe Blau vorherrschend: „Von Hell- bis Marineblau sind alle Blautöne bei den Herren vertreten“, so Schirlbauer. Generell greifen auch die Herren verstärkt zu immer bunteren Farben.“
Vor allem die in der Herrentrachtenmode so beliebten Westen dürfen durchaus Muster zeigen. „Ein besonderer Eyecatcher ist es, wenn die Herrenweste aus demselben Material geschneidert ist wie das Dirndl der Dame.“