Zeigt her euren Rasen!

Text: Kathrin Thoma-Bregar

Fotos: Stefan Körber, Radek Svehla, sinan dönmez, GH, BMF-Burkhardt-Mayer-Fotografie GbR, Rosalie P. - fotolia.com

Die einen lieben ihn ultrakurz und akkurat mit exakt getrimmten Kanten. Bei anderen gleicht er einer wilden Wiese, auf der Schmetterlinge und Bienen schwirren. Wir haben alles, was Sie zum Thema Rasen wissen sollten, vom Saatgut bis zur Pflege.

Kein Haus ohne Rasen. Rasen ziert Gärten, Parkanlagen und öffentliche Gebäude, Spiel- und Fußballplätze. Kinder toben über die grünen Flächen – sofern nicht ein Schild warnt: „Betreten verboten“. Die Idee, Rasen anzulegen, entstand im späten Mittelalter in den Schlössern der französischen und englischen Aristokratie und entwickelte sich zum Markenzeichen des Adels. Arme Bauern konnten es sich nämlich nicht leisten, wertvolles Land oder wertvolle Zeit für Rasen zu vergeuden. Im 1. Jahrhundert übernahm das aufstrebende Bürgertum den Rasen. Bankiers, Anwälte und Industrielle gönnten sich den grünen Luxus rings um ihre Privathäuser. Als die industrielle Revolution die Mittelschicht anwachsen ließ, konnten sich plötzlich auch Familien ein Stück Rasen leisten. In den letzten beiden Jahrhunderten eroberte der Rasen auch die Welt des Sports: Fußball und Sport werden auf Rasen ausgetragen. Das Grün von Wimbledon wird gehegt und gepflegt wie ein heiliger Gral.

Lieber kein Billig-Saatgut
Zur Anlage von Rasenflächen werden in der Regel Saatgutmischungen eingesetzt, die aus verschiedenen Grasarten und -sorten bestehen. So entsteht eine genetische
Vielfalt, die den Rasen anpassungsfähiger an unterschiedliche Standort- und Pflegebedingungen macht. Weil die Qualitätsunterschiede beim Saatgut groß sind, sollte man im Fachhandel kaufen und keine Abstriche machen.

Rasenmischungen von hoher Güte machen den Rasen nicht nur dauerhaft schön und vital, sie haben auch den Vorteil, dass bei der Einsaat weniger Saatgut für einen Quadratmeter aufgewendet werden muss. Zudem keimen die Samen zuverlässiger und die aufkommenden Gräser sind insgesamt robuster und weniger anfällig für ungünstige Witterungsbedingungen, Krankheiten oder Schädlinge. Ein Qualitätsmerkmal ist das Prädikat „RSM“. Es steht für „Regel-Saatgut-Mischung“ und gewährleistet, dass die Saat sowohl eine hohe genetische als auch technische Qualität besitzt.
Welche Rasenmischung passt, hängt von der Nutzung und dem Standort ab. Der Standard ist der gewöhnliche Gebrauchsrasen für eine sonnige Fläche. Wo Rasen viel von Bäumen oder Häusern beschattet wird, bietet sich eine Schattenrasenmischung an. Wer den Rasen intensiver nutzt, sollte spezielle Sport- und Spielrasenmischungen wählen. Soll der Rasen eher ein Schmuckstück werden, empfiehlt sich eine Zierrasenmischung.

Immer schön feucht halten
Bevor Rasen gesät wird, muss der Boden gelockert, planiert und von Unkraut und Steinen befreit werden. Dann das Saatgut nach Packungsempfehlung passend zur vorgesehenen Fläche abmessen, in eine Sähwanne füllen oder locker aus dem Handgelenk gleichmäßig ausstreuen. Dabei sollte es möglichst windstill sein, damit sich alles gleichmäßig verteilt. Die Fläche anschließend mit einer Walze festdrücken oder kleine Bretter unter die Füße klemmen und alles eben eintreten. Weil die Rasengräser während und kurz nach der Keimung am empfindlichsten gegen Trockenheit sind, sollte die Fläche nach der Aussaat circa viermal am Tag für rund zehn Minuten mit einem Schwenkregner ausreichend befeuchtet werden. Je nach Witterung und Saatgut beträgt die Keimdauer ein bis drei Wochen. Nach dem ersten Mähen beschleunigt ein Langzeitdünger die Ausbildung einer dichten und voll belastbaren Grasnarbe. Frühestens acht Wochen nach der Aussaat ist der Rasen voll nutzbar. Rasen ansäen kann man übrigens das ganze Jahr über, die Samen sind winterhart. Von den Temperaturen und der Bodenfeuchtigkeit sind die Monate April und Mai sowie August und September aber am besten geeignet.

Pflege ist das A und O
Ein sattgrüner Rasen, einem samtenen Teppich gleich – davon träumen die meisten Gärtner. Ohne einen gewissen Pflegeaufwand lässt sich der allerdings nicht realisieren. Wässern, Mähen und Düngen ist Pflichtprogramm. Rasengräser wurzeln nicht tief und sind im Sommer bei knallendem Sonnenschein schnell von Trockenschäden bedroht. Je nach Wetterlage sollte deswegen ein bis zwei Mal pro Woche mit 10 bis 20 Litern pro Quadratmeter gründlich gewässert werden. Soll der Rasen vier Zentimeter hoch sein, muss er spätestens bei sechs Zentimetern Halmlänge wieder gemäht werden. In der Wachstumsphase ist das Rasenmähen mindestens alle sieben Tage vorzunehmen. Im Hochsommer und Herbst reichen alle 14 Tage. Weil das wöchentliche Mähen während der Saison dem Rasen kontinuierlich Blattmasse und Nährstoffe entzieht, muss mit ausgewogener Düngung entgegengewirkt werden. Ein schwacher Rasen ist anfällig für Unkraut.

Blumenwiese zur Auflockerung
Für kleine Lebewesen wie Bienen, Hummeln, Grillen oder Schmetterlinge ist ein feiner englischer Rasen nichts weiter als eine grüne Wüste. Wer Gänseblümchen und Löwenzahn stehen lässt, schafft für viele Insekten schon eine Lebensgrundlage. Noch besser sind kleine Blumenwiesen. Die Bodenvorbereitung und die Aussaat ist dieselbe wie beim Rasen, dafür wird nur maximal zwei oder drei Mal gemäht.

Gut zu wissen

  • 1830 hat der Engländer Edwin Budding den ersten Rasenmäher erfunden. Er machte das Mähen wesentlich einfacher und weniger arbeitsintensiv als mit der Sense.
  • Pionier der Rasengräserzüchtung ist James Bradford Olcott aus Connecticut/USA. Im Rahmen seiner Anbauversuche kam er 1885 zu der Erkenntnis, dass Schwingelarten und Straußgräserarten das geeignetste Ausgangsmaterial für weitere Züchtungen sind. Olcott legte den Grundstein für das breite Sortenspektrum von heute.
  • Gras ist heute in den USA nach Mais und Weizen die meistverbreitete Pflanze. Die Rasenindustrie macht jedes Jahr einen Milliardenumsatz.

Rollrasen

Rollrasen hat den Vorteil, dass die Fläche sofort genutzt werden kann und nach etwa zwei bis drei Wochen voll belastbar ist.
Allerdings ist das Verlegen von Rollrasen bei größeren Flächen anstrengend und der Preis macht ebenfalls einen erheblichen Unterschied: Je nach Anbieter muss man mit mindestens fünf Euro pro Quadratmeter rechnen, wobei der Preis je nach Rasenmischung, Menge und Transportweg stark variieren kann.