„Wohnraum effizient zu nutzen, bedeutet Lebensqualität“
In einer Welt, in der Wohnraum zunehmend knapp wird, kommt man an der effizienten Planung der eigenen vier Wände nicht mehr vorbei. Aber Größe spielt keine Rolle, wenn es um intelligentes Design geht. Denn wer durchdacht plant, erhält nicht nur zusätzlichen Stauraum, sondern vor allem mehr Lebensqualität.
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: String, Sedda Möbel, Gabriele Schwab Photography, Patricia Haidacher-Bachmayer
„Auch wenn subjektiv meist genügend Wohnraum vorhanden ist, so haben meine Kunden oft das Gefühl, sich in den eigenen Wänden nicht ganz wohlzufühlen und irgendetwas verändern zu wollen“, erklärt Patricia Haidacher-Bachmayer. Die Salzburger Innenarchitektin und Raumdesignerin sieht effizientes Wohnraumdesign als die Basis für Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden, denn dieses muss mehr Bedürfnisse denn je befriedigen. Wo Funktionen wie Entspannung, Arbeit, Kommunikation und Rückzug aufeinandertreffen, benötigt es Zeit, Gespür und Know-how, um Räume zu schaffen, die einen in jeder Stimmungslage willkommen heißen.
Das große Ganze im Blick
Effizienz beginnt bei der Planung, und die startet damit, sich die gesamte Wohnsituation anzusehen. Entscheidend ist es, nicht nur neue Stauräume zu schaffen, sondern auch die Laufwege in der Wohnung zu optimieren. So sollte die Achse Schlafzimmer-Ankleide-Bad nah beieinander liegen und ein Kinderzimmer so platziert werden, dass Kindern und Eltern eine gewisse Privatsphäre erhalten bleibt. „Sich bewusst zu machen, welche Räume welchen Zweck erfüllen, gibt zusätzlich Aufschluss, wie diese effizienter genutzt werden können. Ist das Wohnzimmer nur Fernsehraum oder daneben vielleicht noch Bibliothek, Spielzimmer oder Office? Je mehr Personen im Haushalt leben, desto wichtiger ist es zu überdenken, ob die eine oder andere Funktion nicht in einem anderen Raum besser aufgehoben wäre“, so die Innenarchitektin. Je kleiner die Wohnung, desto multifunktionaler müssen die wenigen Räume auch sein. Das große Ganze in den Blick zu nehmen, bietet die Chance, die Raumaufteilung komplett neu zu überdenken.
Die Küche wurde ganz nach rechts versetzt, so entstand vor dem Schlafzimmer Platz für einen Multifunktions-Raum mit Ankleide, Schreibtisch und Tagesliege, was die Privatsphäre der Eltern erhöht. Die große Couch verstellte die Mitte des großen Wohnzimmers, das nun zum offenen allgemeinen Treffpunkt mit Esstisch und Kücheninsel geworden ist.
Auf kleinstem Raum
Raumdesignerin Haidacher-Bachmayer empfiehlt deshalb: „Weniger ist mehr. Damit man sich auch in kleineren Wohnräumen gut entfalten kann, ist auf eine gute Balance zwischen genügend Stauraum und ausreichend Freiraum zu achten. Am besten greift man zu multifunktionalen und flexiblen Möbeln, um viel Raum in kleinen Wohnbereichen zu gewinnen.“ Eine ausziehbare Couch, die obendrein noch Stauraum im Inneren bietet, ein Schrank mit ausklappbarem Schreibtisch oder ein bewegliches Regal, das als Raumteiler fungieren kann, sind nur einige Beispiele. Maßgeschneiderte Einbaulösungen mit geschlossenen Regalen liefern genügend Stauraum und lassen keine Ecke ungenutzt. Zusätzlich sollte man gerade in kleinen Wohnungen anstatt vieler unterschiedlicher Möbelstile auf ein einheitliches Design setzen, das bringt Ruhe in die Räume.
Viel Luft im Loft
Große Räume lassen viel Gestaltungsfreiraum zu. Kurze Wege und eine gute Verteilung der Raumfunktionen bringen vor allem Ruhe ins Wohnen. Die Unterteilung in aktive und passive Bereiche durch flexible Raumteilung ist hier ganz wesentlich. Obwohl offene, lichtdurchlässige Raumteiler großen Räumen Leichtigkeit verleihen, bieten raumhohe Regale mehr Stauraum. Am besten sind diese unten geschlossen und oben offen, damit kann alles Mögliche und Unmögliche in ihnen verstaut werden. Große Pflanzen können ebenfalls großartige raumtrennende Elemente sein und schaffen eine angenehme Atmosphäre. Spielt im Familienloft neben der visuellen auch die akustische Trennung eine Rolle, können Einbauschränke als intelligente Trennwände dienen. Mit der richtigen Schrankanordnung entstehen zusätzliche Abstellräume oder Ankleiden, ohne Wände aufstellen zu müssen. Je größer und offener die Räume, desto praktischer werden Möbel auf Rollen, so lassen sich Regale und Tische ganz nach Wunsch spontan verschieben. Der Esstisch in der Raummitte wird so zum Office Table am Fenster und mit einem mobilen Regal schafft man schnell einen Raumtrenner, um ungestört zu arbeiten, auch wenn die bessere Hälfte gerade Gäste empfängt.
Egal ob kleine Singlewohnung oder luftiges Familieneigenheim, in den eigenen vier Wänden spielt sich ein Großteil des Lebens ab. Homeoffice, Kochen, Paarbeziehung, Entspannen, Spielen, Diskutieren, Lernen und vieles mehr. „Mit einem ganzheitlichen Konzept und guter Planung kann man nicht nur das Bestmögliche aus den Räumen rausholen, sondern es bleibt auch die Freude daran länger bestehen“, ist sich Designerin Patricia Haidacher-Bachmayer sicher: „Die wahre Wohnkunst liegt darin, Räume so zu gestalten, dass sie Lebendigkeit zulassen und trotzdem Ruhe herrschen kann. Gelingt dies, wird aus dem Wunsch nach mehr Effizienz plötzlich eine völlig neue Qualität des Wohnens.“
„Der wertvollste Tipp ist gründlich zu planen, denn so kann man Fehlkäufe vermeiden. Auch wenn ein Möbelstück nur für ‚vorübergehend‘ sein soll, empfehle ich Produkte zu wählen, mit denen man langfristig eine Freude hat und die vielseitig einsetzbar sind. Designermöbel kosten zwar mehr, aber haben einen ausgezeichneten Werterhalt.“
Dipl. Ing. Patricia Haidacher-Bachmayer
Innenarchitektin und Raumdesignerin
Goldsinn Raumdesign
So geht gelungenes Raumdesign
Minimalismus siegt
Wirf Ballast ab und behalte nur, was nötig ist und Dinge, zu denen du wirklich einen persönlichen Bezug hast. Alles andere muss raus. Eine Wohnung, die von altem Ballast befreit wurde, strahlt eine völlig neue Energie aus.
Vergiss den begehbaren Kleiderschrank
Verbaue lieber geschlossene Einbauschränke im Ankleidezimmer und kombiniere es mit anderen Funktionen. Vielleicht ein Ort des Rückzugs mit einem Chaiselongue am Fenster zum Lesen, ein Ort für Yoga oder sogar ein ruhiges Homeoffice.
Keine Ecke bleibt leer
Fülle verlassene Ecken mit runden Eckkästchen, Pflanzen, hohen Lampen oder dem großen Lesesessel, der sonst eh nur im Weg rumsteht. In die Ecke im Vorraum kommen offene Regale, die du als Display für deine Lieblings-Handtaschen nutzt.
Bis unter die Decke
Räume unter Treppen, Garderoben und Gänge kannst du großartig für deckenhohe Einbauschränke nutzen, die in Weiß oder Wandfarbe unauffällig in die Wände übergehen. Sie bieten unglaublich viel Stauraum.
Ordnungshüter
Richte im Wohnzimmer einen Spielzeuglagerplatz ein, z. B. mit dem Ikea Trofast Regal. Große Schubladenboxen ermöglichen es den Kindern, ihre Spielsachen selbstständig zu verstauen und schnell Ordnung zu schaffen.
Nicht die Größe entscheidet
Dein Sofa darf nicht den ganzen Raum verschlingen. Ein Zweisitzer mit ausreichender Tiefe und einer Chaiselongue kann wunderbar gemütlich sein. Für die Gäste sind Poufs eine wunderbare Alternative zu klobigen Couchsesseln.