Wintergärten – Wohnen wie im Freien
Ein Wintergarten ist nicht nur ein weiterer Raum in einem Haus, sondern er verkörpert auch eine ganz eigene Atmosphäre. Er ist ein Ort der Entspannung, der Ruhe und der Erholung. Bevor man sich aber in seine eigene lichtdurchflutete Oase zurückziehen kann, gibt es einiges beim Bau zu beachten.
Text: Dominic Schafflinger Fotos: Alex Stadler, Virgil Niedermayer GmbH, Adobe Stock
Bei der Planung eines Wintergartens müssen sowohl ästhetische als auch funktionale Aspekte berücksichtigt werden. Während ersteres vorrangig die Vorstellungen des Besitzers widerspiegelt, ist bei zweiterem die Meinung des Professionisten gefragt. Vom Design über die Materialauswahl bis hin zur Errichtung muss man das Projekt genauso ernsthaft angehen, wie jeden anderen Neubau.
Winter- oder Sommergarten
Die erste Entscheidung betrifft die Nutzung des Wintergartens. Will man einen zusätzlichen wettersicheren Aufenthaltsraum, der nur bei wärmeren Temperaturen nutzbar ist oder eine ganzjährige Erweiterung des Wohnraumes. Sommergärten bieten Wetterschutz und verfügen über geringe Wärmedämmung, auch wenn man diesen über Infrarotstrahler oder Kaminöfen in der Übergangszeit beheizen kann. Ein richtiger Wintergarten wiederum bietet ganzjährig ein angenehmes Wohnklima, ist aber in der Errichtung deutlich aufwendiger, auch wenn man das nicht auf den ersten Blick sieht.
Fundamentaldaten
Während der sommerliche Glasanbau nur Streifenfundamente benötigt, muss für den Wintergarten ein komplettes Fundament verbaut werden. Ein eventueller Altbestand reicht da meist nicht. „Die Grundlage ist eine gedämmte Fundamentplatte, sonst kann der restliche Aufbau noch so gut sein“, weiß Olaf Schwaiger, der als Geschäftsführer für Virgil Niedermayr Wintergärten in Freilassing tätig ist und fügt hinzu: „Moderne Wintergärten werden zu über 90 Prozent an eine bestehende Fußbodenheizung angeschlossen, das funktioniert nur, wenn eine gute Dämmschicht darunter vorhanden ist.“
Designsprache
Beim Design ist nun Kreativität gefragt, denn in der Planung des Aufbaus müssen nun alle individuellen Wünsche berücksichtigt werden. So sollte man sich darüber Gedanken machen, wo Stein- und wo Glasflächen hinsollen. Soll ein Kaminofen aufgemauert werden? Sollen sich alle Glasteile des Wintergartens öffnen lassen, oder nur Türen ins Freie führen? „Oft unterschätzen Kunden die Wichtigkeit der Öffnungsrichtung von Glaselementen, dabei trägt genau das entscheidend dazu bei, dass der Wintergarten in Verbindung mit Möbelstücken gut funktioniert“, gibt Olaf Schwaiger zu bedenken. Ein weiterer Aspekt ist die Grundsatzentscheidung, ob er als offene Wohnzimmererweiterung dienen soll, denn dann muss schon mal eine ganze Wand herausgerissen werden. „In einem solchen Fall müssen auch beim Haus statische Berechnungen durchgeführt werden“, so der Profi.
Auf die Rahmen kommt es an
Den nächsten Schritt bilden dann schon die zu verbauenden Glasflächen mit dazugehörigen Rahmenelementen. Hier gibt es grundsätzlich drei Konstruktionstypen. Reine Kunststoffkonstruktionen empfiehlt der Profi allerdings nicht. „Zwar ist Kunststoff inzwischen farbbeständig und langlebig, aber man hat große Wärmeausdehnungen. Türen und Fenster müssen regelmäßig gewartet werden, da sich diese nach einigen Jahren sonst nicht mehr richtig schließen lassen.“ Besser sind Holz-Aluminium Konstruktionen oder eine Komplettausführung in Aluminium. Reine Holzkonstruktionen verwendet man heute nicht mehr.
Glas und Schatten
Die Glasflächen bestehen im Wintergarten immer aus dreifachem Thermoglas. Am Dach muss das dann auch bruchsicher und begehbar sein. Gerade im Dachbereich bieten sich auch verdunkelte Scheiben oder Photovoltaikflächen an, die einen Teil des Sonnenlichtes durchlassen und den anderen in Strom umwandeln. Aber auch Teile blickdicht zu gestalten ist möglich und Kuppeln und Dachfenster sorgen für genügend Licht. Ist all das beschlossene Sache, kommt der Statiker ins Spiel. Er berechnet für das neue Gebäude Schnee- und Windlasten, davon hängt ab wie massiv die Konstruktion am Ende wird. Weiter geht es mit der richtigen Beschattung. „Die modernste Lösung ist ein Sonnenschutz in Kombination mit einer Wetterstation, die den gesamten Sonnenschutz automatisch steuert“, empfiehlt Olaf Schwaiger und ergänzt: „Bei einem Wintergarten ist die Beschattung immer außen anzubringen, damit sich das Glas so wenig wie möglich aufheizen kann.“ Raffstores oder Jalousien sind ideal für den Wintergarten, mit ihnen lässt sich der Lichteinfall perfekt regeln.
Besuch beim Bürgermeister
Sind die Planungen abgeschlossen, darf der Gang auf die Gemeinde auf gar keinen Fall vergessen werden. Ein Winter- oder Sommergarten ist ein sichtbarer Anbau und muss immer angezeigt, wenn nicht genehmigt werden. Vom Projektumfang und der jeweiligen Gemeinde hängt es ab, ob eine Bauverhandlung vonnöten ist und ein detaillierter Einreichplan erstellt werden muss. „Wer das verabsäumt, der errichtet einen Schwarzbau und muss im schlimmsten Fall damit rechnen, wieder abreißen zu müssen“, warnt Olaf Schwaiger. Ist alles genehmigt, kann es an die Ausführung gehen und am Ende hat man das Gefühl, mitten in der Natur zu relaxen, während man gleichzeitig den Komfort seines Zuhauses genießt.
Die Glasflächen des Sommergartens sind beinahe unsichtbar, besitzen aber schlechte Dämmeigenschaften.
EXPERTENTIPP:
Olaf Schwaiger:
„Wenn ein Vergleichsangebot merklich günstiger ist, sollte man bei gleicher Leistung vorsichtig werden. Oft werden da keine dauerhaft hochwertigen Materialien verbaut. In der Regel sollten auch immer 5 Jahre Garantie gewährt werden.“