Warme Füße garantiert: Die richtigen Bodenbeläge für kalte Tage

Der Winter kann eine wirklich ungemütliche Zeit sein. Draußen ist es ständig kalt und daheim angekommen, wollen die Füße einfach nicht mehr warm werden.
Da helfen nur dicke Stricksocken und Lammfellpatschen – weit gefehlt, denn wer den eigenen Fußboden richtig plant, der kann auch am kältesten Wintertag ohne Frostbeulen barfuß durch die eigenen vier Wände schweben.
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Bodenoutlet, Khodai Handmade Carpets, INKU, Pertiller Tapezierer-Raumausstatter, Adobe Stock

Der Winter bringt nicht nur kürzere Tage und kältere Temperaturen, sondern auch das Problem kalter Füße mit sich. Wenn die Füße frieren, beeinflusst das den gesamten Körper. Die Kälte bremst die Durchblutung und belastet das Immunsystem. Das kann langfristig neben Erkältungskrankheiten sogar Stoffwechselerkrankungen begünstigen. Wer kalte Füße vermeiden möchte, sollte nicht nur auf warme Socken setzen, sondern bereits beim Boden beginnen. Natürlich ist eine Fußbodenheizung das Nonplusultra, aber mit einem wohlig-warmen Bodenbelag fühlt sich jeder Schritt behaglicher an, egal ob von unten beheizt oder nicht.

Simpel, warm und wunderschön

„Es braucht immer das ausgewogene Spiel der Materialien. Orte, an denen man sich viel aufhält, sollten mit Teppichen ausgelegt werden, in Durchgangsbereichen sollten Echtholz oder Fliesen sprechen.“ – Pujan Khodai, Kreativdirektor bei KHODAI Handmade Carpets, Salzburg

Teppiche sind die flexibelste Variante, um kalten Füßen entgegenzuwirken, doch jeder Wohnbereich hat seine eigenen Anforderungen. Im Eingangsbereich geht es um Funktionalität und robuste Produkte. Gewobene Kelim Teppiche sind schmutzunempfindlich und geknüpfte Teppiche mit unterschiedlichen Dichten und Florlängen schmeicheln den Füßen und regen die Durchblutung an. „Im Vorzimmer spielt man mit der Wahrnehmung, die Struktur ist High-Low, das Material kann schon mal kratzig sein, wie beispielsweise Jute“, erklärt Pujan Khodai, Experte für textile Raumgestaltung und Designer der gleichnamigen Teppichmanufaktur: „In offenen Wohnbereichen nutzt man Teppiche, um Zonen zu definieren. Ein warmer und kuscheliger Langhaarteppich aus Schafwolle oder Seide dient als Insel für den Couchbereich, wärmt bei jedem Schritt und lädt zum Sitzen am Boden ein.“ Die Essinsel bilden dünnere Teppiche, die direkt unter dem Tisch platziert werden und groß genug sind, dass die Sessel auch noch auf dem Teppich stehen, wenn man zum Aufstehen zurückrückt. Naturmaterialien und kurzer Flor garantieren eine einfache Reinigung. Im Schlafzimmer sind die Zeiten vom Bettvorleger vorbei, der Parkettboden umrahmt wie ein Passepartout den großen Teppich, der seinerseits das Bett komplett umschließt. Alpaka-Teppiche sind hier der Geheimtipp, es gibt keinen Stoff, der flauschiger und weicher ist. Kunststoffe lassen sich viel schwerer Reinigen als Naturmaterialien und Schafwolle leitet die Wärme von Fußbodenheizungen am besten. Seide fühlt sich im Winter warm an, und kühlt im Sommer. „Wer in den eigenen vier Wänden wirklich angekommen ist, der spart lieber etwas länger auf Naturmaterialien. Einen Gabbeh-Teppich hat man beispielweise mindestens 25 Jahre. In Bezug auf Wärme und Komfort sind sie unübertroffen“, so Designer Khodai.

Weil der Untergrund zählt

„Moderne Vinylböden stehen in puncto Gehgefühl und Wärme klassischen Holzböden in nichts mehr nach.“ – Andreas Kemetinger Fachberater Bodenoutlet, Bergheim

„Was unter dem Teppich liegt, ist mindestens genauso wichtig wie der Teppich selbst“, erklärt Andreas Kemetinger vom Bodenoutlet in Bergheim. Gerade bei Wohnungen, die über unbeheizten Räumen oder direkt auf einer Fundamentplatte ohne Fußbodenheizung liegen, ist der richtige Aufbau entscheidend. Eine geeignete Trittschalldämmung hilft nicht nur, Geräusche zu mindern, sondern sorgt auch für zusätzliche Wärmeisolierung. Fußbodenexperte Kemetinger empfiehlt Trittschalldämmungen wie Polyurethan-Mineralunterlagen mit Aluminiumschicht: „Diese Dämmungen bieten nicht nur langanhaltenden Schall- und Feuchtigkeitsschutz, sondern auch hervorragende Wärmedämmungseigenschaften.“ Beim Bodenbelag spielt es heute keine Rolle mehr, ob man zu Echtholz oder Vinyl greift, da beide Materialien ein wunderbar warmes Trittgefühl vermitteln. „Laminat wird hingegen kaum mehr gekauft, da er sehr kalt, laut und reparaturanfällig ist. Wer Echtholz mit der Haltbarkeit eines Vinylbodens verbinden will, greift zu Hybridböden, diese Holzböden verfügen über eine extrem harte Polymerschicht, die Kratzer im Holz verhindert. „Allergiker wiederum greifen am besten zu Eco-Vinyl Böden. Der Kunststoffanteil wird durch Soja ersetzt, sie sind recyclebar und komplett frei von Weichmachern, PVC und Chlor“, weiß Kemetinger.

Der Comeback-Star

„Wer auf Teppichböden setzt, kann bei warmen Füßen gleich noch sparen, weil man die Vorlauftemperatur der Fußbodenheizung drosseln kann.“ – Ferdinand Pertiller, Geschäftsführer Raumausstattung Pertiller, Eugendorf

Zugegeben, Teppichböden waren in den letzten Jahrzehnten nicht unbedingt die erste Wahl bei der Fußbodenplanung, doch ihr großes Comeback beginnt gerade, sie reiten auf der Welle des 70er Revival im Wohnraumdesign. „Teppichböden gelten oft fälschlicherweise als Staubfänger, dabei binden sie den Staub in der Atemluft und halten ihn fest, bis man ihn wegsaugt“, so Tapezierermeister und Raumausstatter Ferdinand Pertiller: „Gerade Naturmaterialien wie Schafwolle transportieren Staub nach oben, wo er problemlos abgesaugt werden kann.“ Wer seine Füße durchgehend warmhalten will, der ist mit Teppichböden gut aufgehoben. „Ab sieben Millimeter Florhöhe wird barfuß erst richtig angenehm“, weiß Experte Pertiller: „Ob Wolle oder Kunstfaser ist für das subjektive Wärmeempfinden kein Unterschied.“ Wolle ist meistens etwas rauer und ursprünglicher als die weiche Kunstfaser und auch Fußbodenheizungen spießen sich nicht mit dem Teppichboden. Velourteppiche mit hohem Flor vermitteln ein wohlig warmes Gefühl, wohingegen kurzflorige Teppiche leichter zu reinigen sind. Klassische Spannteppiche bieten im Gegensatz zu verklebten Böden das ultimative Fußgefühl: „Auf ihnen geht man wie auf Wolken, das ist perfekt für das Schlafzimmer und der absolute Luxus für den Fuß“, schwärmt der Textilien Experte. Im Kinderzimmer sollten Teppichböden zwar warm, aber eher hart sein, damit die Playmobilmännchen auch einen guten Stand haben, hier sind Ziegenhaarböden die erste Wahl. Wo der Boden viel belastet wird, greift man zu Teppichfliesen, die im Fall der Fälle einfach und kostengünstig ausgetauscht werden können. Ein oft vernachlässigter Bereich sind kalte, geflieste Treppen, dabei führen diese oft von den Schlafzimmern hinunter in die Küche und so sind bei der nächtlichen Kühlschrankplünderung oft kalte Füße garantiert. Hier wird der Teppichboden einfach aufgeklebt. „Gerade bei älteren Menschen geht es da auch um die Rutschsicherheit“, weiß Ferdinand Pertiller.

Wer warme Füße auch an kalten Wintertagen schätzt, hat bei der Wahl des Bodenbelags viele Möglichkeiten. Egal ob Vinyl-, Echtholz- oder Teppichböden – es gibt eine Vielzahl an Optionen und unendliche Kombinationsmöglichkeiten, die Komfort und Ästhetik vereinen und die Füße warmhalten. So kommt man rundherum gesund und mit ausreichender Zehendurchblutung durch den Winter.