Tanz dich jung! Tanz dich fit! Tanz dich glücklich!

Tanzen ist mehr als nur Bewegung – es ist Lebensfreude, Gesundheit und Ausdruck in einem. Ob allein, zu zweit oder in der Gruppe, das rhythmische Spiel mit der Musik stärkt Körper und Geist, verbessert die Koordination und hebt die Stimmung. Tanzen fördert soziale Verbindungen, reduziert Stress und hält sogar das Gehirn fit. Eine der schönsten Möglichkeiten, das Leben aktiv, gesund und in vollen Zügen zu genießen.
Text: Doris Thallinger
Fotos: Adobe Stock, Bettina Gruber, Jakob Untner, Shaki Korber / wirliebe.at, Taro Ebihara

Schwungvoll klingt die Musik aus den Boxen, der Rhythmus ist eingängig, die Melodie weckt Erinnerungen, Sehnsüchte, lässt vielleicht das Herz schneller schlagen. Ein Moment, in dem es schwerfällt, ruhig sitzen zu bleiben. Selbst beim schlimmsten (vermeintlichen) Tanzmuffel wippt die Zehenspitze, trommeln die Finger sachte im Takt auf den Tisch.

Sich einem Rhythmus oder einer Musik vollkommen zu entziehen, ist kein einfaches Unterfangen. Selbst, wenn es nur unbewusst ist, nehmen wir die Töne wahr, werden berührt und es ist unser ureigenstes Bedürfnis, uns dazu zu bewegen. Dem Rhythmus zu folgen. Tanzen ist in uns angelegt. Schon ein Baby bewegt sich, sobald Musik an sein Ohr dringt. Leider entwickeln wir später im Laufe der Zeit eine gewisse Scheu, uns frei zur Musik zu bewegen, die irrige Angst, etwas falsch zu machen, uns zu blamieren.

Völlig umsonst. Ein Sprichwort sagt: Wer gehen kann, kann auch tanzen. Ein Spruch, der erweitert werden muss. Denn selbst Menschen, die körperlich beeinträchtigt sind, also nicht gehen können, bewegen sich zur Musik und können tanzen. Das Einzige, was uns nun also noch aufhalten könnte, ist fehlende Motivation.

Was aber tatsächlich schade wäre. Tanzen ist ein wahrer Jungbrunnen, fordert und fördert sowohl Körper, Geist als auch Seele. Also fast ein Wundermittel für Gesundheit, Lebensfreude und physische wie mentale Fitness.

Die Lust zu tanzen

Bettina Gruber (Lust zu tanzen | www.lustzutanzen.at)

„Tanzen ist mein Grundbedürfnis“, strahlt Bettina Gruber, die als Bewegungs- und Tanzpädagogin unter anderem Trainings für Seniorentanz, Frauentanz und Kindertanz anbietet.

„Beim Tanzen geht es für mich um Lust, um Sinnlichkeit, um Lebenslust, darum, ich zu sein.“ Die Frauentanz-Workshops, die sie regelmäßig anbietet, sind aus dem eigenen Wunsch zu tanzen entstanden. „Ich habe erkannt, dass, je älter man wird, die Angebote, tanzen zu gehen, immer rarer werden.“ Vor allem nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland zeigte sich die Situation ungewohnt. „In der Türkei und in südlichen Ländern tanzen die Menschen viel mehr, vor allem auch die Männer. Zurück in Österreich habe ich eine Tanzwüste erlebt.“

So sind die Tanz.Freitage (nächster Termin & Ausbildungsstart Frauentanz & Lebenslust: 11. Mai) entstanden, die Bettina Gruber im Salzburger Probehaus für freie Tanz- und Theaterszene veranstaltet. „Dabei geht es nicht um Choreografien, Techniken oder Schritte. Beim freien Tanzen bewegt sich jeder Muskel im Körper, bis in die Haarspitzen. Da darf auch geschwitzt werden – die Frauen sind beim Tanzen trotzdem schön. Schön durch ihre Lebensfreude, durch den Glanz, der sie brillieren lässt.“

Wichtigster Faktor ist die Musik. Musik, die berührt, die Emotionen auslöst, die Erinnerungen weckt. „Und plötzlich ist man wieder 16 und tanzt wie damals im ersten Urlaub ohne Eltern“, schwärmt Bettina Gruber, „Musik wirkt, Musik hat Macht, Musik verstärkt.“ Darum hat sie auch immer ihre persönliche musikalische Notfall-Apotheke am Handy: „Drei Lieder, die einen sofort in gute Stimmung versetzen. Wenn man diese hört, tanzt der Körper automatisch, und schon werden Endorphine ausgeschüttet.“

Neben der Musik und der gesunden Bewegung ist es für Bettina Gruber die Berührung, die die Freude am Tanzen ausmacht. Nämlich die Berührung im Herzen, die entsteht, wenn Menschen miteinander tanzen.

Wenn Körper kommunizieren

Manuela Stöckl (Danceteam Salzburg/Tanzclub Salzburg | www.danceteam-salzburg.at)

Die Verbundenheit mit dem Tanzpartner ist auch für Profitänzerin Manuela Stöckl einer der Aspekte, die die Faszination am Tanzen ausmachen. „Ich bin dem Tanzen verfallen, weil man durch den gemeinsamen Tanz etwas ausdrücken kann, eine Verbindung zum Partner aufbaut und eine ganz eigene, besondere Energie und Dynamik entsteht“, schwärmt die ehemalige Turniertänzerin, Weltcupsiegerin und mehrmalige WM-Finalistin, die ab März wieder als „Dancing Star“ am ORF-Parkett zu sehen ist. „Das Tanzen ist eine hervorragende Lektion in Sachen Teamwork und Kommunikation, wie es gelingen kann, einen gemeinsamen Weg zu gehen, mit vereinter Kraft an ein Ziel zu gelangen.“

Als Tanztrainerin ist es für sie das Schönste, die Entwicklung von Tanzpaaren zu beobachten, die Harmonie, die entsteht, aber auch die Erfolgserlebnisse, die sich nach anfänglichem Kampf mit den Schritten unweigerlich einstellen. Die Schritte und erste Figuren sind grundsätzlich rasch erlernt – bis sie allerdings automatisiert sind, hilft nur eines: üben, üben, üben. Dies ist übrigens ein wesentlicher Vorteil, den das Tanzen mit sich bringt. Das Gehirn wird gefordert, neue neuronale Bahnen anzulegen, die Neuroplastizität wird angeregt. Und das hält den Geist jung und rege.

So gilt Tanzen als lustvolle Prophylaxe gegen Alzheimer und Demenz, schult die Koordination, fördert die Balance und Geschmeidigkeit, gibt Stabilität und ein gutes Körpergefühl, sorgt für eine gute, aufrechte Haltung und verleiht Selbstbewusstsein. Mit dem zusätzlichen Effekt, dass das Herz-Kreislauf-System trainiert und in Schwung gehalten wird, zählt Tanzen wohl zu einem der besten Anti-Aging Mitteln. „Tanzen ist ein Jungbrunnen“, bestätigt Manuela Stöckl. „Viele unserer Hobby- aber auch Turniertänzer sind bereits um die 80 Jahre alt und nach wie vor unglaublich fit.“

Mangelware Männer?

Wie so oft, wenn es ums Tanzen geht, zieren sich in unseren Breitengraden die Herren der Schöpfung ein wenig. Geschuldet ist dieser Umstand vermutlich der Gesellschaft, die bereits im Kindesalter das Tanzen zur Mädchensache macht. Im Erwachsenenalter brauchen die Männer dann meist den Schubs der Frau. „Viele Männer beginnen einen Tanzkurs nur ihrer Frau zuliebe. Interessanterweise sind es aber dann sehr wohl die Männer, die nach dem ersten Semester dranbleiben, ihre Kenntnisse erweitern und weitertanzen wollen,“ spricht Manuela Stöckl aus Erfahrung.

Und dass es zur Not auch ohne Männer geht, zeigen die zunehmend beliebten Solotanzkurse und -abende, bei denen die Tanzschritte und Figuren aus Standard- wie auch Lateinamerikanischen Tänzen erlernt und nach eigener Choreografie in der Gruppe umgesetzt werden.

Lass die Seele tanzen!

Seit Urzeiten nutzen Menschen die Kraft des Tanzes zu Heil- und spirituellen Zwecken, um Gefühle zum Ausdruck zu bringen und um sich in Ekstase zu bringen. Diese Tänze und Bewegungsriten sind uns in der westlichen modernen Gesellschaft ein wenig abhandengekommen – um in den vergangenen Jahren wieder mehr und mehr in den Fokus zu rücken.

Marie Schwaighofer (Dance to reconnect | www.mariaschwaighofer.at)

„Tanzen hilft, sich wieder mit sich, seiner Kreativität und Sinnlichkeit zu verbinden, er erinnert an unsere Lebendigkeit. Beim Tanzen spüren und fühlen wir intensiv, gehen in Verbindung zu uns selbst und zu anderen“, erklärt Marie Schwaighofer, die den Menschen mit „Dance to Reconnect“ bewegungsorientierte Methoden wie Biodanza oder Trancetanz nahebringt.

Biodanza steht für „Tanz des Lebens“, wobei unter Tanzen hier die Bewegung mit Sinn gesehen wird. Entwickelt in den 60er-Jahren in Chile wird das Leben getanzt, der Tanz als Ausdrucksform tiefer Emotionen genutzt. Die Bewegungen entstehen intuitiv, geleitet von den Gefühlen, die durch die Musik, die Dynamik der Gruppe und die Impulse und Anleitungen des Biodanza-Lehrers nach außen dringen.

„Im Unterschied zum Freitanzen bewegt man sich bei Biodanza innerhalb eines Rahmens, bekommt Impulse, wird geleitet und geführt. Auch Rituale spielen eine wichtige Rolle“, so Marie Schwaighofer.

Impulse und Rituale, die den Tanz und ebenso den (Seelen-)Zustand beeinflussen und prägen. Man lernt, sich selbst wahrzunehmen, bei sich zu sein, aber dabei auch in die Begegnung mit den anderen Tanzenden zu gehen – ohne sich dabei selbst zu verlieren. Ein Körperbewusstsein entsteht, das euphorisiert und die Identität stärkt.

Dabei wechseln sich aktivierende und entspannende Tänze ab, Ekstase und Leichtigkeit, intensive und weiche, fließende Bewegungen. „Ein Genuss für das Nervensystem“, schwärmt Marie, „und eine lustvolle Möglichkeit, sich selbst intensiv zu spüren.“

Eine noch tiefere Bewusstseinsebene wird beim Trancetanz erreicht. „Trancetanz ist vergleichbar mit bewegter Meditation“, beschreibt sie, „die Musik, spezielle Atemtechniken, der Rhythmus und die Bewegung verändern den Bewusstseinszustand – man ‚lässt sich sozusagen tanzen‘.“

Das Leben spüren

Welche Art zu tanzen jemand am Ende auch bevorzugt: Tanz ist mehr als ein Sport, ein Hobby, eine Beschäftigung. Tanzen ist die Einladung, sich selbst und das Leben in seiner ganzen Intensität zu spüren, die Möglichkeit, sich ohne Worte auszudrücken, sich auszutoben, sich zu entspannen, für sich oder auch sozial aktiv zu sein. Wer tanzt, lebt einfach glücklicher, gesünder, selbstbewusster – und vielleicht sogar länger.