„Am liebsten würde ich die Zeit einfrieren“

Text: Dorist Thallinger

Fotos: www.kaindl-hoenig.com

Einmal Berlin und zurück. Mittlerweile Mutter von drei Kindern, hat es Moderatorin Kathi Wörndl vergangenes Jahr wieder in die Heimat verschlagen. Wie sich ihr Alltag in der Babypause gestaltet, über Schicksal, Glück, die Zukunft und vieles mehr, darüber plaudert die 35-Jährige offen im großen Interview.

Im November hast du dein drittes Kind bekommen. Wie geht es dir jetzt, als dreifache Mutter?
Wirklich gut. Ich wollte ja immer drei Kinder haben. Und ich muss sagen, die Kleine hat so richtig in unserem Leben gefehlt, sie hat die Familie komplett gemacht und es ist einfach wunderschön, dreifache Mama zu sein. Es wird einem definitiv nie langweilig, denn es tut sich immer was, aber positiv.

Wie sieht derzeit ein typischer Tag im Leben der Kathi Wörndl aus?
Der geht 24 Stunden, denn die Kleine ist so eine richtige Partymaus, vor allem in der Nacht…

Von wem sie das wohl hat…?
Von mir nicht, denn ich schlaf in der Nacht eigentlich ganz gern. Weil ich noch voll stille, logischerweise, die Kleine ist ja erst drei Monate alt, bin ich gefühlt dauerhaft munter. Aber tatsächlich stehe ich um sechs auf, versorge die Großen, schaue, dass sie gekampelt und angezogen in die Schule gehen können und gefrühstückt haben. Wenn ich Glück habe, schläft die Kleine dann noch, dann spring ich schnell unter die Dusche. Wenn ich Pech habe, fällt das Programm aus – man muss Prioritäten setzen, was aber okay ist. Und beim dritten Kind weißt du schon, wie schnell die Zeit vergeht, man genießt sie ganz anders, jede Minute, und sogar die Nächte!
Ja, und dann starten wir in unseren Vormittag, da werden tausend Sachen erledigt, bis die großen Kinder von der Schule heimkommen. Dann gibt es Hausübung, Chauffeurdienste als Mama, Einkäufe, der Haushalt muss auch gemacht werden, Wäscheberge bezwungen… Nebenbei nütze ich die Zeit, um meine Projekte voranzutreiben, E-Mails zu beantworten, weil es ja trotzdem weiterläuft, auch wenn du in Babypause bist.
Außerdem habe ich dann noch die lustige Idee gehabt, mein Studium zu beenden, was ich vor 15 Jahren nicht geschafft habe, weil ich ein Jobangebot bekommen hatte. Das heißt, ich nütze die Zeit auch, um auf die Uni zu gehen, was allerdings nicht immer so klappt. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

Was hat sich für dich mit der Geburt deines dritten Kindes verändert?
Nicht so viel, was vielleicht aber auch daran liegt, dass meine beiden Großen ja schon neun und sieben Jahre alt sind und sich darum reißen, mir zu helfen. Sie sind beide ganz tolle große Geschwister! Bei den ersten beiden Kindern war der Abstand mit nur knapp zwei Jahren sehr klein– das ist ganz etwas anderes, wenn du zwei Wickelkinder am Arm hast.

Ansonsten, was hat sich verändert?
Man fängt halt tatsächlich noch einmal bei null an, weil man so viele Dinge vergessen hat – aber man ist durch die Erfahrung auf jeden Fall entspannter.

Durch die Kinder, durch die Familie – wie haben sich deine Werte verändert?
Komplett. Ich hätte mir damals, als ich den Valentin bekommen habe, nie auch nur denken können, wie wunderbar es ist, Kinder zu haben. Natürlich verschiebt sich alles und bei mir fokussiert sich wirklich alles auf die Kinder, weil ich es ganz großartig finde, jede Minute mit ihnen zu genießen. Sie öffnen dir in so vielen Dingen die Augen, sie halten dir einen Spiegel vor, sie zeigen dir, was Leichtigkeit ist, was Farbe ist. Kinder bereichern das Leben unfassbar und ich bin einfach dankbar, die drei zu haben, jeden Tag aufs Neue.

Welche Werte möchtest du deinen Kindern mit auf den Weg geben?
Sie sollen wissen, dass wir immer hinter ihnen stehen und sie immer zu uns kommen können, egal was sie am Herzen haben. Wir zeigen ihnen, dass man immer offen sein soll für Neues, neugierig und interessiert. Ich finde es schön, wenn man sich für was begeistern kann, man muss dankbar sein, denn nichts ist selbstverständlich, man braucht Mut, um neue Wege zu gehen. Sie sollen träumen, Spaß haben in ihrem Leben und immer im Hinterkopf haben, dass alles möglich ist und es für fast jedes Problem eine Lösung gibt.

Du bist schon lange mit deinem Mann zusammen – mittlerweile seid ihr ja schon neun Jahre verheiratet, oder?
Ja, heuer im Dezember werden es neun Jahre, es ist schon irre! Da findet man sich, sucht sich nicht – und dann merkt man, man hat den Lebensmenschen, den Lieblingsmenschen gefunden.

Wie habt ihr euch damals kennengelernt?
Über die Arbeit, wir haben uns im Sender bei Servus TV kennengelernt. Bei mir war es sofort „Booom“, bei ihm hat es etwas länger gedauert, aber so sind halt Männer. 😉

Was ist das Geheimnis einer guten Ehe?
Ich glaube, dass man redet, viel redet. Und dann, ganz wichtig, dass man sich Auszeiten schafft, kleine Inseln, was auch wir viel zu wenig machen, weil wir es gar nicht hinkriegen. Aber der Ansatz ist da, dass man wirklich als Mann und Frau mal was alleine macht. Der Alltag fokussiert sich natürlich auf Hausübungen, jetzt den Schulwechsel, der beim Valentin grad ansteht, auf Windeln, also ganz banale Dinge. Wir gehen dann auch wahnsinnig gern mal einfach zwei Stunden zum Wellness, um abzuschalten. Wir machen uns jetzt keine Dates aus, aber wir schauen, dass wir regelmäßig etwas zu zweit machen oder auch einmal mit Freunden wegfahren, nur wir Erwachsenen. Da bin ich ganz froh, dass ich meine Mama habe, die ist die Einzige, die aktuell auf die Lotta aufpassen darf – da bin ich schon eine Glucke, muss ich ehrlich gestehen.

Man könnte neidisch werden: hübsch, erfolgreich, eine tolle Familie, glückliche Ehe – glaubst du an Glück im Leben, an Schicksal?
Haha, danke für das liebe Kompliment. Zweifellos, ich bin sehr dankbar dafür, dass ich so gesegnet bin. Ich habe eine wunderbare Familie, darf meine große Leidenschaft als Beruf ausüben, wohne an einem der schönsten Plätze – das ist großartig! Aber mir ist auch bewusst, dass sich das jeden Tag schlagartig ändern kann. Und bei aller Romantik, auch wir haben – wie jeder Mensch, jede Familie – viele Themen und Herausforderungen. Aber das meiste kann man lösen – und das sollte man sich immer vor Augen halten!

Gibt es irgendwas, das dir noch zum absoluten Glück fehlt?
Von den essenziellen Dingen fehlt mir gar nichts, es sind immer Kleinigkeiten, von denen du denkst, sie wären noch cool, aber nichts Lebensnotwendiges. Was ich mir wirklich wünsche, ist, dass wir noch viele solche Jahre haben, wie wir sie jetzt haben. Am liebsten würde ich die Zeit einfrieren. Damit die gesamte Familie noch viel Zeit miteinander genießen kann, auch mit der Urli (also meiner Oma, der Urli der Kinder), die jetzt 93 wird. Das ist mein Wunsch ans Universum, dass alles so gut weitergeht wie jetzt.

Stichwort Wunsch ans Universum: Woran glaubst du im Leben?
Ich glaube schon ans Schicksal, daran, dass gewisse Dinge einfach so sein sollen. Wenn etwas klappen soll, dann klappt es auch. Und so erlebe ich vieles total tiefenentspannt, weil ich mir denke, wenn es so sein soll, wird es auch so sein. Und witzigerweise gehen viele Wünsche, die man früher hatte, plötzlich in Erfüllung – genau dann, wenn du sie losgelassen hast. Natürlich muss man ein Stück beitragen, man sät, was man später erntet.
Ich bin jedenfalls ein sehr positiver Mensch, der mit den meisten Dingen im Leben sehr gelassen umgeht (das war ein harter Lernprozess und nicht immer so) und sehr stark darauf vertraut, dass am Ende alles kommt, wie es kommen muss und alles gut wird. Und ist es nicht gut, ist es nicht das Ende.

Was war die beste Entscheidung deines Lebens?
Das ist eine schwere Frage. Erstens bin ich absolut entscheidungsunfreudig, das ist eine meiner ganz großen Schwächen. Aber ich glaube, im Grunde kann jede noch so kleine Entscheidung, die man trifft, dein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Was ich aber großartig finde, ist, dass wir als Familie so mutig sind, neue Wege zu gehen. Wir zögern dann nicht lange, wie auch mit Berlin. Es kam das Angebot und es ist schon ein Kraftakt, mit zwei Kindern umzuziehen. Vor allem, dass die ganze Familie sagt, hey wir machen das, wir wollen das Abenteuer erleben!
Vom beschaulichen Salzburg in das megagroße Berlin, das ist schon ein Kulturschock. Aber ein toller!
Lustigerweise hatten wir, als wir wieder hier in Salzburg waren, manchmal wiederum Heimweh nach Potsdam hatten, wo wir gewohnt haben – auch wenn die ersten Monate schon hart waren, als wir noch gar niemanden kannten. Aber daran merkst du erst, wie schnell du dich mit einer neuen Situation oder einer neuen Stadt arrangierst.

Ganz egal, wo du gerade lebst, auf welche Traditionen legst du besonderen Wert?
Ich bin ein richtiger Familienmensch und liebe vor allem die Feste, die man gemeinsam feiert, wie Weihnachten, am liebsten genau so traditionell und zauberhaft wie in der eigenen Kindheit. Damit mache ich meinen Mann ganz verrückt – bei ihm kam ja der Weihnachtsmann, bei uns das Christkind – und deswegen muss auch heute noch das Christkind kommen, basta!
Ich lege viel Wert darauf, dass die Kinder diese Überraschungen erleben, dieses Funkeln in den Augen haben, ob es jetzt zu Geburtstagen ist, oder weil auf einmal ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer steht. Diese Kleinigkeiten, diesen Zauber finde ich so schön und möchte den Kindern diesen Zauber so lange wie möglich erhalten. Wir haben auch viele Rituale im Leben, sei es, dass wir am Abend alle im Bett liegen und kuscheln oder Geschichten lesen, die Kleine auch schon mittendrin. Es wäre für mich auch undenkbar, dass ich bei einem Ereignis nicht dabei wäre, wie dem Laternenfest oder am Zeugnistag. Dann sind wir da – selbst wenn Hollywood anrufen sollte!

Neben Job, Familie und allem anderen, was machst du gern in deiner Freizeit, für dich?
Ich habe so viel, das ich gerne mache, ich bin Hobby-Gärtnerin, ich bin Klein-Konditorin, ich bin Amateur-Innenarchitektin und -Architektin, ich baue unfassbar gern um, zum Leid meines Mannes. Ich bin selbst ernannte Deko-Queen. Ich liebe Einrichtung, das hat mich immer schon wahnsinnig interessiert, weil ich es ganz toll finde, wie man Häuser, Wohnwelten, Lebensgefühl schaffen kann. Deswegen sind wir wahrscheinlich schon so oft umgezogen, damit ich immer wieder etwas Neues machen kann.

Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur in deinem Leben?
Einen großen. Ich bin ein großer Festspiel-Fan, ich liebe Opern, ich liebe Musik, ich liebe es vor allem, über den Tellerrand zu schauen. Und ich liebe es, immer wieder Neues kennen zu lernen, ob das jetzt neue Menschen mit ihren persönlichen Geschichten sind, aber auch neue Themen. Ich liebe es auch, in Ausstellungen zu gehen und diese spezielle Atmosphäre zu spüren. Oder einfach mal im Theater abzuschalten. Aber genauso liebe ich es, auf ein Rock-Konzert zu gehen oder zu Helene Fischer, so blöd das auch klingt. Da geht’s mir natürlich auch um die Show, die ich wahnsinnig spannend finde.
Hauptsache, es passiert immer wieder etwas Neues, ich bin nicht so der Mensch, der dauerhaft immer das gleiche machen könnte. Das ist wohl mein Thema: Es muss immer wieder ein bisschen was Neues dazu kommen.

Dir wird schnell langweilig?
Ich finde es zum Beispiel toll, eine feste Sendung zu haben, das liebe ich, das Team, die gewohnten Strukturen, diese Basis, aber dazu muss immer wieder etwas Abwechslung sein. Ich finde es toll, dazwischen eine Veranstaltung zu moderieren oder ein Shooting zu machen, um andere Sachen kennen zu lernen. Ich sage immer: Die Familie ist meine große Liebe und der Job meine aufregendste Affäre. Weil du nie genau weißt, was auf dich kommt. Das ist natürlich spannend.

Du bist sehr vielseitig – privat wie im Beruf. Kannst du dich noch an deinen allerersten Auftritt erinnern?
Tatsächlich war das mit 12 oder 13 Jahren eine Europark-Modenschau. Ich war mit meiner Mama in Köln bei der großen Kindermesse gewesen und fand dort die Kindermodenschauen so toll. Da habe ich mir gedacht, das könnten wir ja in Österreich auch machen und habe damals – naiv, wie ich war – an sämtliche Einkaufscenter und Firmen geschrieben, ob sie nicht Lust hätten, Kindermodenschauen zu machen. Der Europark hat sich tatsächlich gemeldet, sie wollten die Modenschau machen und ich war die Moderatorin! Was aus heutiger Sicht lustig ist, das war meine allererste Moderation und heute – 22 Jahre später – moderiere ich immer noch im Europark.

Ist so etwas wie Lampenfieber oder Nervosität denn jemals ein Thema für dich gewesen?
Du wirst lachen, ich bin nervös, wenn ich am Elternabend meine Kinder vorstellen muss. Dann rast mein Herz, im privaten Rahmen ist es irgendwie etwas ganz anderes.
Und auch die letzten fünf Sekunden, bevor ich auf die Bühne gehe oder bevor meine Live-Sendung beginnt. Aber das ist eine gute Nervosität, ein Prickeln, da fühle ich mich ein bisschen wie ein Zirkuspferd, das schon mit den Hufen scharrt. Aber diese Nervosität macht Spaß!

Wie wird es nach der Karenzzeit weitergehen? Was sind deine nächsten Pläne?
Ich werde ab Juli ein paar Tage im Monat, ganz überschaubar, wie es sich gut vereinbaren lässt, wieder die RTL2-News moderieren. Ich freu mich darauf, wieder zurück zu sein. Das wird nun jedoch in Köln passieren, direkt in der Mediengruppe. Neue Studios, ich freu mich schon sehr drauf, neue Luft zu schnuppern. Und Köln ist toll, weil mein Mann dort arbeitet. Wir haben unsere Wohnung in Köln, das ist um einiges einfacher, auch mit den Kindern hinzukommen.
Zukünftig freue ich mich auf alles, was kommt. Ich würde gerne ein bisschen mehr in der Unterhaltung machen, weil ich es einfach schön finde, Leute zu unterhalten, ihnen eine gute Zeit zu liefern, ob jetzt auf der Bühne oder am Bildschirm. Stillsitzen ist nicht so meins.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Zehn Jahre, das ist ein ganz schön langer Zeitraum, ich weiß noch gar nicht, wo ich mich in einem halben Jahr sehe. Wenn ich überlege, dann ist mein Großer ja vielleicht schon aus dem Haus…
Ich glaube, bis dahin wird wahnsinnig viel passieren, ich hoffe, dass in unserem Leben dann trotzdem – so gern ich die Veränderung mag – ein bisschen Ruhe einkehrt. Ruhe insofern, dass wir gut gesettelt sind, dass wir nicht den Drang haben, ständig am Sprung zu sein. Ich hoffe, dass ich mit meinem Mann irgendwo auf einem Bankerl sitze, vielleicht ja hier auf dem Gaisberg, runter schau und mir denke, das haben wir ganz gut gemeistert.
Das wär so mein Traum, dass wir das in zehn Jahren sagen. Und lachen können, über alles was vielleicht schief gegangen ist.

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