Gesundheitswährung Energie
Fühlst du dich oft energielos, erschöpft und ausgelaugt? Fehlt dir die Kraft für die Bewältigung kleinster alltäglicher Aufgaben? Begeben wir uns auf die Suche nach den Quellen der Lebensenergie, damit wir Kraft daraus schöpfen und zu neuen Höchstleistungen auflaufen können.
Text: Susanne Rosenberger
Fotos: Adobe Stock
Wo kommt sie her? Wohin verflüchtigt sie sich in stressigen Zeiten? Und wie kann man das Energieniveau am besten halten? Qi, die unsichtbare Lebensenergie wird von den Chinesen auch als Atem, Hauch oder Fluidum beschrieben, das wie Äther verdampft – und so fühlt man sich oft auch, wenn die Energiereserven schwinden und man dauermüde und erschöpft zurückbleibt. Warum haben manche Leute so viel Energie, während sich andere schlapp und kraftlos durchs Leben schleifen? Warum fühlen sich manche Mütter mit einem Kind in einer funktionierenden Partnerschaft mit finanzieller Sicherheit komplett belastet, während alleinerziehende Mütter mit mehreren Kindern und Job ihr Leben aktiv meistern?
Kraftwerke unserer Zellen
Abhängig von Genetik, Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht und Lebensstil ist der Energiebedarf bei jedem Menschen individuell. Der wahre Schlüssel liegt jedoch in den Kraftwerken unserer Zellen, den Mitochondrien: Denn manche Menschen können ihre Energie besser mobilisieren als andere. Wie gut die Mitochondrien funktionieren, indem sie Nährstoffe zur Energiegewinnung abbauen, ist maßgeblich dafür, wie wir uns fühlen und wie leistungsfähig wir sind. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung spielen die zentrale Rolle für den Mitochondriengehalt der Muskeln, Dauerstress und ein inaktiver Lebensstil hingegen schaden dem Energiehaushalt immens. Dehydration, Alkohol und ungesundes Essen rauben uns ebenfalls Energie. Doch kaum etwas beeinflusst unser Energielevel so sehr wie Schlafmangel, denn nur wenn sich der Körper in ausreichend Tiefschlafphasen befindet, kann er sich regenerieren.
Gradmesser für unser Wohlbefinden
Die australische Biochemikerin und Autorin Dr. Libby Weaver beschreibt in ihrem Bestseller „Energiegeladen statt dauermüde“, woher ein Mangel an Energie kommt und wie man die Energie wieder zurückerlangen kann. „Das Energieniveau ist abhängig von Hormon- und Nervensystem, von Verdauung und Entgiftung und von der Funktion zahlreicher Körperorgane“, schreibt Weaver, „und all diese Systeme wiederum werden beeinflusst von Ernährung, Bewegung, Schlaf, Atmung, Wahrnehmung, Gedanken, Gefühlen und (Lebens-)Entscheidungen.“
Energie kann somit als Gesundheitswährung gehandelt werden, weil sie als Gradmesser für unser Wohlbefinden aussagekräftiger ist als beispielsweise das Körpergewicht. Dieses Energieguthaben müssen wir täglich wieder auffüllen, die Ausgaben und Einnahmen sollten sich jedoch die Waage halten. „Wenn die Tendenz mehr und mehr in Richtung „steigende Ausgaben, sinkende Einnahmen“ geht, geraten wir in die roten Zahlen und laufen Gefahr, immer tiefer abzurutschen“, warnt Dr. Weaver. Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, Konzentrations- und Verdauungsprobleme, Schlaflosigkeit oder häufige Infekte können Symptome sein, die anzeigen, dass wir unsere Energiereserven angreifen. „Wenn unsere Energievorräte zur Neige gehen, tut unser Körper alles in seiner Macht Stehende, um uns mitzuteilen, dass es höchste Zeit ist, kürzerzutreten, auszuruhen, zu entgiften, sich auszukurieren, wieder aufzutanken.“
Betrachtet man das Energielevel als Zeichen der Gesundheit und nimmt einen Mangel an Energie als wertvolles Feedback wahr, dass die Körpersysteme aus der Spur sind, kann viel Nutzen daraus gezogen werden – denn es ist ein Geschenk, das uns dazu auffordert, der Frage mit Wissbegierde nachzugehen: „Warum bin ich so müde und ausgelaugt?“
Erschöpfung – ein Phänomen unserer Zeit
Der österreichische Sachbuchautor Andreas Salcher beschäftigt sich in seinem Buch „Die große Erschöpfung“ mit der Frage, warum die Kraftreserven vieler Menschen völlig ausgeschöpft sind. „Erschöpfte tauchen ihre Kelle in den Brunnen mit ihren Energiereserven und sie finden kein Tröpfchen mehr vor. Arbeit, Familie, eine Flut an sonstigen Verpflichtungen und zusätzlich unerwartete Krisen werfen jeden Plan über den Haufen“, schreibt Salcher, „dabei ist es nicht immer die Vielzahl von Aufgaben, die Menschen so erschöpft, sondern der Verlust der Orientierung, sobald das Wertegerüst ins Wanken gerät.“ Salcher nennt Spiritualität und Intelligenz, Intuition und Verstand als wichtige Energiequellen unseres Lebens. Um die Quellen der Kraft aufzuspüren und zu erörtern, was erfüllte Menschen von erschöpften Menschen unterscheidet, bezieht er sich auf die Lebenserfahrung und Weisheit von drei bedeutenden Lehrern aus der Wissenschaft und Spiritualität: Sinnsucher Viktor Frankl, Benediktinermönch David Steindl-Rast und Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi.
Energievampire erkennen
Energieräuber gibt es viele im Alltag: Leistungs- und Zeitdruck, Stress, Sorgen, Beziehungsprobleme und nervige Menschen schwächen auf emotionaler Ebene. Schlechter Schlaf, zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung wirken sich negativ auf die körperliche Ebene aus. Oft sind es aber gar nicht die großen Belastungen wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Trauer, die uns die Kraft rauben. Stell dir die Frage: Wer oder was saugt an meiner Energie? Welche Herausforderungen des Alltags lassen mein Stresslevel akut nach oben schnellen? Welche Sorgen lösen ein Kopfkino bei mir aus? Rituale und Grenzen helfen dabei, auf das eigene Energielevel zu achten. „Nein“ ist das Zauberwort, mit dem wir Macht über unser Leben gewinnen.
Ein voller Akku spendet Energie
Gerade in anspruchsvollen Zeiten ist es also wichtig, ein gutes Energiemanagement zu haben, unsere Energie für jene Dinge einzusetzen, die uns guttun, und nicht sinnlos zu vergeuden. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung an der frischen Luft sind die Grundsäulen, um sich fit und gesund zu fühlen. Indem man seine persönliche Leistungskurve im Verlauf des Tages berücksichtigt, können anspruchsvolle Aufgaben zur richtigen Zeit mit mehr Leichtigkeit erledigt werden. Auch das Energielevel kann von einem selbst beeinflusst werden, denn es gibt Dinge, die Energie spenden und wiederum Dinge, die eher Energie rauben. Demzufolge beschreibt der Duden eine Ressource als „Fähigkeit und Grundhaltung, die die Bewältigung von Belastungen erleichtert“. Viele Menschen kennen ihre persönlichen Ressourcen nur zu gut, sei es Wandern, Meditieren, Lesen, Freunde treffen oder einem bestimmten Hobby nachgehen. Für alle anderen lohnt es sich, eine Ressourcen-Liste anzulegen mit Dingen, die einen fröhlich stimmen oder die man früher gerne gemacht hat. Überlege dir, was du für dich selbst brauchst, was du konkret für dich tun kannst, damit es dir wieder gut geht? „Gerade erschöpften Menschen fällt es oft schwer, diese Fragen zu beantworten. Sie wissen gar nicht, was sie wirklich erfüllt und was ihnen guttun könnte“, schreibt Salcher dazu. Dabei sollte diese „Me Time“ vor allem in stressigen Zeiten selbstverständlich sein, um aus Aktivitäten, die Freude in einem auslösen, reichlich neue Kraft und Energie zu schöpfen.
Auch Atmung und die Berücksichtigung des eigenen Biorhythmus sind effektive Methoden für mehr Energie im Alltag. Ein geregelter Tagesablauf, regelmäßige Dosen an Tageslicht (mindestens 20 Minuten, um Vitamin D bilden zu können), Musik und Natur oder ein kurzer „Power-Nap“ zur Mittagszeit bringen gestresste Menschen am besten in ihren Rhythmus zurück. Durch Atemübungen werden Stress und negative Gefühle effektiv und schnell reduziert, wir kommen zur Ruhe und durch die Sauerstoffaufnahme bekommen wir auch schnell wieder mehr Energie ins System.
Energie-Boost am Morgen
Um mit viel Schwung in den neuen Tag zu kommen, startest du am besten mit ein paar Dehnübungen und einer Wechseldusche, die den Kreislauf ankurbelt und die Blutgefäße öffnet. Ein ausgewogenes Frühstück mit Vollkornbrot, Haferflocken, Obst oder Gemüse liefert zusätzlich Energie. Wer den Weg in die Arbeit mit Frischluft und Bewegung kombinieren kann, bekommt einen regelrechten Energie-Boost für den Tag – zudem hemmt Sonnenlicht die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Vor allem im Herbst schlägt sich der Mangel an Tageslicht aufs Gemüt: 15 Prozent der Österreicher bemerken saisonal bedingt psychische Veränderungen, zwei Prozent sogar depressive Verstimmungen. Hier können hochqualitative Lichttherapie-Geräte und eine Anti-Herbstblues-Ernährung mit Omega-3-reichen Lebensmitteln Abhilfe schaffen.
Mehr Leistung am Arbeitsplatz
Auch am Arbeitsplatz empfiehlt es sich, das Energie-Management der Mitarbeiter zu berücksichtigen, um Ermüdung zu vermeiden, Konzentration und Produktivität auf einem hohen Niveau zu halten.
Demzufolge sollte im Idealfall niemand länger als 90 Minuten am Stück arbeiten, danach folgt eine kurze Pause. Statt Multitasking wird empfohlen, Aufgaben nacheinander abzuarbeiten und sich Rückzugsorte zu suchen, an denen man sich besonders gut konzentrieren kann. Indem man den Arbeitstag mit der wichtigsten Aufgabe beginnt, anstatt sich mit unwichtigen Dingen zu verzetteln, fühlt man sich gleich produktiver. Genügend Wasser während des Tages schützt vor Dehydrierung und in weiterer Folge vor Leistungsabfall, Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit.
Energiegeladen durch die kalte Jahreszeit:
- Gönne dir ausreichend Schlaf und Ruhephasen!
- Dehnübungen und Wechselduschen am Morgen kurbeln den Kreislauf an.
- Bewegung an der frischen Luft bringt neuen Schwung.
- Achte auf deinen Biorhythmus und deine persönliche Leistungskurve!
- Ein Power-Nap zur Mittagszeit schenkt frische Energie.
- Frage dich, welche Ressource (Hobby, Aktivität, ehrenamtliche Tätigkeit) dir Energie schenkt.
- Sag bewusst „Nein“ zu Situationen und Menschen, die dir Kraft rauben.
- Lichttherapie-Geräte und Omege-3-reiche Lebensmittel schützen vor Herbstblues.