Durstlöscher für die Haut

Text: Natalie Zettl

Fotos: sabelskaya - istockphoto.com

Sie liegen im Trend, sind gleichzeitig die ursprünglichste Form der Schönheitspflege und bringen jede Haut zum Strahlen: Gesichtsöle.

Bereits altertümliche Schönheiten wie Kleopatra und Nofretete sollen auf Pflegeöle geschworen haben – und in der modernen Kosmetik werden sie wieder zum Trend. Möchte man das richtige Öl für den eigenen Hauttyp finden, lohnt es sich, gründlich zu recherchieren – denn nicht jedes Öl ist für jeden gleich gut geeignet. Die gute Nachricht: Jeder Topf findet seinen Deckel! Das gilt nicht nur in der Liebe, sondern auch in der Kosmetik.

Eigenschaften von Ölen
Drei Eigenschaften von Ölen müssen unbedingt geklärt werden: Lichtexponiertheit, Spreitverhalten und Komedogenität. Die Licht-exponiertheit gibt Aufschluss über die Lichtempfindlichkeit des Produktes und zeigt den Unterschied zwischen Ölen, die für die Tagespflege geeignet sind und solchen, die eher für die Nacht verwendet werden. Das sogenannte Spreitverhalten bestimmt, wie schnell – oder langsam – sich ein Öl auf der Haut verteilt. Die Komedogenität eines Öls bestimmt die Reichhaltigkeit eines Öls: Ist sie sehr hoch, ist das Produkt zwar wenig geeignet für fettige Haut, kann jedoch müder, reifer Haut ein Extra an Pflege bieten.

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Trockene Haut
Speziell im Winter und Frühling leiden viele Menschen unter trockener Haut. Die Beschwerden, die damit verbunden sind, reichen von Spannungsgefühlen über Rötungen bis hin zur Schuppung der Haut. Abhilfe schaffen Öle, die die natürliche Schutzbarriere der Haut stärken. Zu den Favoriten gehört Olivenöl: Es wirkt leicht entzündungshemmend, fördert die Elastizität und unterstützt das Bindegewebe. Was man allerdings wissen sollte: Es zieht relativ langsam in die Haut ein. Auch Leinöl ist gut für trockene Haut geeignet, weist jedoch einen starken Eigengeruch auf – testen Sie also besser vorsichtig, ob Sie diesen mögen. Kakaobutter und Sheabutter dagegen riechen schwach bis gar nicht, lassen sich allerdings schwerer auf der Haut verteilen. Sie sind gut für die Tagespflege geeignet und weisen eine hohe Komedogenität auf, was sie zur idealen Pflege für trockene Haut macht.

Sensible Haut
Eng verwandt mit trockener Haut, jedoch mit noch spezielleren Pflegebedürfnissen, ist die sensible Haut: Sie reagiert sofort auf jegliche Umwelteinflüsse und lässt sich schnell reizen. Um sie zu pflegen, sollten Betroffene zu allergenarmen Produkten greifen. Es ist jedoch nicht ganz einfach, das richtige Produkt für sensible Haut zu finden. Allgemein gilt: Je weniger Inhaltsstoffe ein Hautpflegeprodukt hat, desto besser ist es für sensible Haut geeignet. Ein einzelnes Öl ist daher ideal! Die folgenden Öle sind besonders sanft zur Haut: Hanfsamenöl, Kokosöl, Mandel- oder Walnussöl. Wer mag, kann aus ihnen auch einen Ölauszug herstellen, der die öllöslichen Wirkstoffe von verschiedenen Pflanzen integriert.

Unreine und fettige Haut
Das Phänomen unserer Haut: Sie ist stets damit beschäftigt, sich zu reinigen. Trifft sie auf unerwünschte Giftstoffe, stößt sie diese über die Poren aus – Hautglanz, Mitesser und Pickel können entstehen. Dem wirkt man am besten durch sanfte, aber trotzdem gründliche Reinigung entgegen. Fettige oder unreine Haut mit Ölen zu pflegen, erscheint erst einmal als Paradoxon; schließlich weist die Haut ja bereits genug Fett auf.
Doch weit gefehlt: Gesichtsöle sind bei fettiger Haut keinesfalls ein Tabu, sondern können die Talgproduktion tatsächlich reduzieren. Voraussetzung ist auch hier die Wahl des richtigen Öls und die Dosierung: Wenige Tropfen reichen in der Regel aus. Übrigens: Man sollte fettige Haut niemals austrocknen, sondern stattdessen gezielt versuchen, die Talgproduktion zu regulieren.
Und so funktioniert es: Durch Pflege mit Öl wird der Haut „vorgegaukelt“, dass bereits genug Fett vorhanden ist. Passende Öle für fettige Haut sind Distelöl oder sogar Sonnenblumenöl. Auch Jojobaöl ist ein Künstler auf diesem Gebiet: Sein Aufbau ist dem Hauttalg sehr ähnlich; zudem wirkt es entzündungshemmend und reduziert Unreinheiten.

Öl für reife Haut
Auch wenn wir gerne die Augen davor verschließen: Das Alter macht vor nichts und niemandem Halt; auch nicht vor unserer Haut. Etwa ab dem 25. Lebensjahr zeigen sich erste Zeichen der Hautalterung – wenn auch noch in sehr geringem Maße. Viele dieser ersten Veränderungen werden erst ab Mitte dreißig mit bloßem Auge sichtbar, je nach genetischer Veranlagung auch später. Ungefähr ab dem 45. Lebensjahr spricht die Kosmetikindustrie von „reifer Haut“ – allerdings unterscheiden sich die Einzelfälle: Während trockene Haut relativ schnell altert, bleibt fettige Haut in der Regel länger faltenfrei. Zur Pflege reifer Haut sollten in erster Linie zellschützende Produkte eingesetzt werden, die Feuchtigkeit einschließen und Elastizität fördern. Geeignet sind reichhaltige Öle, die die Vitamine C und E enthalten – sie wirken dem Alterungsprozess auf natürliche Art und Weise entgegen und bringen müde Haut zum Strahlen. Arganöl, Traubenkernöl, Granatapfel- oder Nachtkerzenöl sind daher unsere Favoriten.

Wie wendet man Gesichtsöle an?
Hat man sich für ein passendes Öl entschieden, stellt sich die Frage nach der richtigen Anwendung. Wichtig: Weniger ist mehr! Nach der Gesichtsreinigung werden ein paar Tropfen auf die noch feuchte Haut aufgetragen und vorsichtig einmassiert. Natürlich kann man auch zwei Öle miteinander mischen – beispielsweise werden Öle, die alleine nicht zur Tagespflege geeignet sind, mit stabilisierenden Ölen kombiniert. Möchte man zusätzlich noch eine Creme verwenden, kann das Öl auch einfach hineingemischt werden – bedenken Sie jedoch, dass sich die Haltbarkeit des Produktes eventuell dadurch verändert.

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So geht’s: Ölauszug selbstgemacht
Ein Ölauszug, auch Öl-Mazerat genannt, kombiniert die wertvollen Eigenschaften des gewählten Pflegeöls mit denen verschiedener Pflanzen. Die Wirkung auf die Haut kann dadurch optimiert werden.
So funktioniert die Herstellung eines Ölauszugs:
Gewünschte Pflanzenteile (beispielsweise Kamille, Löwenzahn, Rosenblüten…) sammeln und trocknen, dann in einem verschließbaren Glas schichten und mit einem Basisöl übergießen – dafür eignet sich beispielsweise Oliven- oder Jojobaöl. Die Pflanzenteile sollten gut mit dem Öl bedeckt sein. Nun wird das Öl an einen warmen Ort (nicht über 40 Grad) gestellt und zieht für drei bis fünf Wochen.
Achtung: Direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden!
Jeden zweiten Tag sollte das Glas leicht geschüttelt werden; dadurch werden die Wirkstoffe besser gelöst. Nach der Ziehzeit die Pflanzenteile mittels sauberen Tuchs absieben und durch einen Trichter in dunkle Glasflaschen füllen. Die Haltbarkeit deckt sich mit der Haltbarkeit des verwendeten Basisöls!

Auf einen Blick: Gesichtsöle und ihre Eigenschaften

ÖlHauttypLichtexponiertheit / für Tagespflege geeignet?Spreitverhalten / Verteilungsfähigkeit auf der HautKomedogenität / hohe Reichhaltigkeit
OlivenölTrockene HautJamittelstark
LeinölTrockene HautJamittelstark
KakaobutterTrockene HautJaniedrigstark
SheabutterTrockene HautJaniedrignein
HanfsamenölSensible HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelnein
KokosölSensible HautJahochmittel
WalnussölSensible HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelnein
MandelölSensible HautJamittelnein
DistelölFettige HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelnein
SonnenblumenölFettige HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelnein
JojobaölFettige HautJamittelnein
ArganölReife HautJamittelnein
TraubenkernölReife HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelleicht
GranatapfelölReife HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelleicht
NachtkerzenölReife HautNur kombiniert mit stabilisierenden Ölen*mittelmittel

* beispielsweise Jojoba- oder Mandelöl