Früherkennung als stärkste Waffe im Kampf gegen Brustkrebs
Das Pathologische Institut des Kardinal Schwarzenberg Klinikums in Schwarzach blickt in diesem Jahr auf 25 Jahre erfolgreiche Tätigkeit zurück. Gemeinsam mit der Radiologie des zweitgrößten Klinikums im Bundesland Salzburg, die über eines der modernsten Mammografie-Geräte Österreichs verfügt, arbeiten beide Abteilungen an der sorgfältigen Früherkennung von Brustkrebs – denn eine flächendeckende, frühzeitige Diagnostik ist der Schlüssel zu möglichst hohen Heilungsraten. Wir sprachen mit Univ.-Doz. Dr. Anton Hittmair, dem Primar der Pathologie und Mikrobiologie, sowie Dr. Theresa Steger, Oberärztin und Leiterin der Mammografie im Pongauer Klinikum.
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Fotos: Eva trifft Fotografie, Lorenz Masser, Kardinal Schwarzenberg Klinikum
Ist Brustkrebs in unserer Gesellschaft immer noch ein Massenphänomen? Wie viele Frauen sind anteilig betroffen und ab welchem Alter tritt der Brustkrebs auf?
Hittmair: Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Im Jahr 2022 registrierte Statistik Austria 6.096 Neuerkrankungen an Brustkrebs bei Frauen in Österreich. Statistisch betrachtet erkrankt eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei ca. 65 Jahren, jede zehnte Betroffene ist jedoch jünger als 45 Jahre alt. Nur in seltenen Fällen sind die Patientinnen jünger als 30 Jahre alt. Immerhin 1 % der Brustkrebserkrankungen betrifft Männer. Durch Früherkennung und verbesserte Therapien ist die Sterblichkeit an Brustkrebs in den vergangenen 30 Jahren um ein Drittel zurückgegangen.
Wie sieht eine Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs im Kardinal Schwarzenberg Klinikum aus? Was genau wird in der Mammografie untersucht und warum kann ein gewisser Druckschmerz bei der Untersuchung nicht vermieden werden?
Steger: In unserer Abteilung wird durch eine spezifisch ausgebildete Radiologie-Technologin eine Mammografie mit je zwei Röntgenbildern pro Brust angefertigt. Diese wird dann von uns Radiologen analysiert und mit entsprechenden Vorbildern verglichen; ergänzend kann ein Ultraschall zum Einsatz kommen. Mit Hilfe von Röntgenstrahlung kann die Mammografie die Dichteunterschiede der verschiedenen Gewebearten einer Brust in Form eines Bildes darstellen. So können Brustknoten und insbesondere Verkalkungen, die oft als Vorstufe des Brustkrebses auftreten, detektiert werden. Für einen guten Gewebekontrast und eine möglichst strahlenarme Untersuchung ist eine ausreichende Kompression der Brust notwendig. Diese ist jedoch durch die Entwicklung neuerer und schnellerer Geräte deutlich weniger belastend als in den Anfangsjahren der Mammografie. Wichtig ist es auch zu wissen, dass die Druckempfindlichkeit der Brust zyklusabhängig variiert und somit auch durch die Terminwahl der Mammografie beeinflusst werden kann. Darüber hinaus gibt es bei neueren Geräten auch die Möglichkeit, dass die Patientin selbst den Druck mittels Fernbedienung individuell anpasst.
In Schwarzach gibt es eines der ersten Geräte in Österreich, mit denen gegebenenfalls direkt während der Untersuchung eine Gewebebiopsie entnommen werden kann. Was sind die Vorteile der neuen Methode, wie läuft sie ab?
Steger: Das Besondere an unserem Gerät ist die Möglichkeit einer kontrastmittelgestützten Mammografie mit zusätzlicher Biopsie, also Gewebeentnahme. Die Kontrastmittel-Mammografie unterscheidet sich von der gewöhnlichen Mammografie darin, dass durch die intravenöse Gabe von Kontrastmittel zusätzlich eine Aussage über die Durchblutung des Brustgewebes zu treffen ist. Bösartige Veränderungen der Brust, die in der Regel mit einer verstärkten Durchblutung einhergehen, können somit vom umgebenden Gewebe besser abgegrenzt und dadurch oft früher entdeckt werden. Dies war bisher nur mit Hilfe einer aufwendigen und sehr kostenintensiven MRT-Untersuchung möglich. Die Vorteile der Kontrastmittel-Mammografie liegen in der raschen Verfügbarkeit (die Untersuchung kann noch am selben Tag angeschlossen werden) und der schnellen Durchführung mit 10 Minuten versus der 45 Minuten beim MRT. Sollte dann auch eine Gewebebiopsie notwendig sein, wird diese zeitnah und ambulant durchgeführt. Nach lokaler Betäubung der Brust wird mithilfe der Mammografie, wenn notwendig kontrastmittelgestützt, das verdächtige Areal eingestellt. Dann werden durch ein spezielles Entnahmesystem mehrere Gewebeproben mit nur wenigen Millimetern Größe schmerzfrei entnommen.
Ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar, ob es sich bei dem entdeckten Knoten um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt?
Steger: Anhand des Erscheinungsbildes der Veränderungen in Mammografie bzw. Ultraschall können wir eine Verdachtsdiagnose stellen. Die absolute Gewissheit, ob eine Veränderung bösartig ist, kann aber nur die Untersuchung der Zellen im Rahmen der histopathologischen Aufbereitung liefern. Deshalb ist eine Gewebeprobenentnahme zur Diagnosesicherung und als Grundlage einer weiteren Therapieplanung so wichtig.
Was macht der Pathologe, wenn er die Gewebeprobe der Patientin erhält? Wie genau geht er vor, um eine gesicherte Diagnose treffen zu können?
Hittmair: Spezialisierte biomedizinische Analytikerinnen fertigen aus ca. 1 mm dünnen Gewebezylindern (Biopsie), die aus dem verdächtigen Knoten gewonnen wurden, mikroskopische Präparate an. Hierzu werden nach mehreren chemischen Präparationsschritten 1/1000 mm dünne Schichten vom Gewebe geschnitten und gefärbt. Der Pathologe beurteilt diese Präparate unter dem Mikroskop, die sogenannte feingewebliche oder histopathologische Diagnostik. Anhand zellulärer Veränderungen erkennt der Pathologe die vorliegende Tumorerkrankung. Es werden über 20 unterschiedliche Typen von Brustkrebs, d.h. bösartigen Tumoren, unterschieden, hinzu kommen noch die wesentlich häufigeren gutartigen Tumoren der Brust.
Und wie lange dauert die Analyse in der Pathologie, bis die Patientin über die für sie so ungemein wichtige Frage eine Antwort erhält?
Hittmair: Üblicherweise ist die Diagnostik an einer wie oben beschriebenen Biopsie in zwei Werktagen abgeschlossen. Am Institut für Pathologie und Mikrobiologie am KSK werden derart wichtige Proben stets mit höchster Priorität behandelt, d.h. am jeweiligen Arbeitstag von 5 Uhr morgens an als erstes bearbeitet, um die Wartezeit der Patientin so kurz wie möglich zu halten.
Kommt es auch vor, dass in der pathologischen Untersuchung ein Anfangsverdacht von Brustkrebs ausgeräumt werden kann?
Hittmair: Die mikroskopische Untersuchung des Gewebes durch den Pathologen liefert letztendlich die definitive Diagnose, insbesondere ob der Tumor gutartig oder bösartig ist. Es gibt durchaus Veränderungen, die in der Mammografie suspekt erscheinen, aber sich unter dem Mikroskop als gutartig erweisen. Deshalb werden in wöchentlich durchgeführten Besprechungen, so genannten ‚Mammaboards‘, die Befunde der Radiologie und Pathologie auf ihre Übereinstimmung, ihre Konkordanz, geprüft und die eventuelle weitere Behandlung der Patientin mit den Gynäkologen bzw. Onkologen geplant.
Warum ist es so wichtig, möglichst regelmäßig und sofort auch beim eigenen Ertasten eines Brustknotens zur Mammografie zu gehen? Wie hoch liegen heutzutage die Heilungschancen nach einer frühzeitigen Brustkrebsdiagnose?
Steger: Wir können durch regelmäßige Mammografien das Auftreten bösartiger Veränderungen leider nicht verhindern. Unser Ziel ist es hingegen, durch regelmäßige Kontrollen und eine rasche Abklärung den Krebs in seiner Frühform zu entdecken und frühzeitig gezielt zu therapieren. Dadurch können heutzutage Überlebensraten von über 87 % erreicht werden. Mein Appell an die Leserinnen ist, die Möglichkeit der regelmäßigen Mammografien ab dem 40. Lebensjahr zu nutzen und bei Veränderungen der Brust frühzeitig vorstellig zu werden. Weitere Informationen rund um das Thema Brustkrebs und Früherkennung findet man auf der Homepage des BKFP www.frueh-erkennen.at und auf der von der Radiologie in Schwarzach eingerichteten Info-Webpage www.breastcare.at.
Sollte sich jedoch eine Brustkrebsdiagnose in Radiologie und Pathologie bestätigen, wie geht es dann für die Patientin weiter? Wie genau ermöglicht eine präzise Diagnostik dann auch eine maßgeschneiderte Therapie?
Hittmair: Im ‚Mammaboard‘ und ‚Tumorboard‘ wird die weitere Therapie geplant. Basis hierfür sind im Wesentlichen Parameter der Tumorbiologie, die der Pathologe auf mikroskopischer und molekularer Ebene erhebt. Besonders wichtig ist hierbei, ob die Tumorzellen hormonsensitiv sind oder andere Angriffspunkte für eine Therapie identifiziert werden können. Die moderne Krebsforschung liefert hier laufend neue Ansätze.
Die zweite wichtige Säule bildet auch hier die Radiologie mit Information über die Ausbreitung des Tumors zum Diagnosezeitpunkt, insbesondere die lokale Situation und das Vorhandensein bzw. Fehlen von Metastasen. Basierend auf diesen Faktoren wird für die Betroffene zeitnahe ein maßgeschneidertes Therapiekonzept entworfen, in welchem operative, medikamentöse und radiotherapeutische Methoden zum Einsatz kommen.
Kardinal Schwarzenberg Klinikum
Kardinal-Schwarzenberg-Platz 1
5620 Schwarzach im Pongau
Mammografie am Institut für Radiologie
Termine am Di., Mi., Do nur nach tel. Vereinbarung
Tel. +43-6415-7101-2043