Energieboost für den Frühling
Text: Natalie Zettl
Fotos: Julia Laganda; privat
Noch vor dem ersten Wecker-Klingeln wach werden, topfit in den Tag starten, Energie bis abends und dann acht Stunden ungestört schlafen… Auch wenn dieses Szenario für die wenigsten Menschen Alltag sein dürfte: Wir haben Tipps, wie Sie Ihre persönliche Energie steigern und besser durch den Tag kommen.
Jedes Jahr setzt sie ein, die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit. Und in diesem Jahr kommt ja auch noch etwas anderes dazu… Sie wissen schon: das C-Wort und die damit verbundene C-Müdigkeit. Kein Wunder also, dass viele sich momentan antriebslos und müde fühlen. Aber: Das muss nicht sein!
Die Kraft des Frühlings nutzen
Wenn die Tage wieder länger werden und man zum ersten Mal ohne Jacke nach draußen gehen kann, ist die Energie sehr hoch – schon allein durch die Sonneneinstrahlung: „Die Sonne ist die älteste und stärkste Energiequelle“, erklärt die Lebens- und Sozialberaterin Julia Laganda. „Nach dem langen Winter wirkt das Plus an Licht allerdings auf manche Menschen auch überfordernd – der Körper hinkt dem Energieanstieg noch hinterher.“ Womit die Frühjahrsmüdigkeit erklärt wäre, der sich viele Menschen ausgesetzt sehen.
Morgens leichter aufstehen
Gerade, wenn man Kummer und Sorgen hat, neigt man dazu, bereits mit negativen Gedanken schlafen zu gehen. Kein Wunder, dass man dann schlecht schläft und antriebslos aufwacht. Empfehlung von Julia Laganda: sich bereits vor dem Zubettgehen etwas Schönes für den nächsten Morgen bereitstellen. „Das kann ein besonderes Müsli sein, das man sich herrichtet, oder eine neue Sorte Kaffee, die man ausprobieren möchte. Es kann sein, dass die Lieblings-CD schon im Player wartet – Hauptsache, es ist etwas, auf das man sich freut und das einen aus dem Bett treibt.
Fit durch „Sonnen-Vitamin“ D
Gerade wenn man dazu neigt, sich antriebslos zu fühlen, lohnt es sich außerdem, den Vitaminhaushalt im Blick zu behalten. Eine große Rolle für Fitness und Immunsystem spielt Vitamin D, das „Sonnenvitamin“. „Über den Winter können wir Europäer wegen der geringen Sonneneinstrahlung kein Vitamin D bilden“, so Bernhard Telsnig, Inhaber der Nautilus-Apotheke in Elsbethen. „Im März ist deshalb der Vitamin-D-Spiegel bei den meisten Menschen so gering, dass das die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit ausmacht.“ Es ist daher sinnvoll, bereits ab Oktober Vitamin D zuzuführen – am besten in Kombination mit Vitamin K2 (für die Knochen). Ist der Vitamin-D-Spiegel hoch, fühlt man sich vital – und auch die Empfindlichkeit gegenüber der Sonneneinstrahlung nimmt ab.
Vitamin B macht glücklich
Auch B-Vitamine leisten einen wichtigen Beitrag zur persönlichen Vitalität – nicht umsonst nennt der Volksmund sie „Glücksvitamine“. Sie können prinzipiell mit der Nahrung aufgenommen werden, fehlen im Alltag aber häufig. „Gerade Menschen, die Medikamente einnehmen, Stress haben oder Angst verspüren, haben oft zu niedrige Vitamin-B-Spiegel.“ Das Gute daran: Da die Gruppe der B-Vitamine wasserlöslich ist, wird ein eventuelles Zuviel einfach ausgeschieden – man kann einen Vitamin-B-Komplex somit gefahrlos ohne ärztliche Überprüfung einnehmen.
Ernährung für viel Energie
Apropos Nahrung: Bekanntlich gibt (oder nimmt) auch sie dem Körper Energie. Die Yogalehrerin und zertifizierte Ernährungstrainerin Christina Lackner erklärt: „Das Tückische ist oft der Convenience-Gedanke: Was schnell in den Mund zu kriegen ist, wird gegessen. Leider haben oft genau diese Lebensmittel wenig Nährwert.“ Und das ist gerade im Frühling die falsche Strategie – denn der Körper ist vom langen Winter müde und braucht Energie. Um es mit den Worten der Philosophin Valerie Fritsch zu sagen: „Die Erde und der Mensch tauen auf.“ Besser als zu Convenience-Produkten zu greifen, ist es daher, frisch zu kochen und zu nutzen, was die Natur uns gibt – beispielsweise Bärlauch oder Brennnesselblätter. Und der Zeitfaktor? Schließlich dauert es ja recht lange, frisch zu kochen? Das lässt Christina nicht gelten: „Dass frische Küche aufwändig ist, halte ich für ein Gerücht. Wenn ich beispielsweise Spinat in einen Wok gebe, dazu ein paar Pilze und Putenfleisch – schneller geht das Auftauen einer Fertigpizza auch nicht.“
Sanft zu sich selbst sein
Wichtig ist laut Christina Lackner, die Veränderung der Ernährungsgewohnheiten sanft vorzunehmen: „Möchte man zu viel auf einmal erreichen und stellt zu intensiv um, so hält man es oft nicht lange durch. Lieber passt man Kleinigkeiten an und hat dafür Freude an dem, was man jetzt anders macht.“ Auch eine gewisse Nachsicht sich selbst gegenüber ist anzuraten: „Manchmal muss man mit sich selbst reden wie mit dem besten Freund. Da sagt man ja schließlich auch nicht: Boah, arg schaust du aus mit deiner Wampe!“ Im besten Fall verbietet man sich nichts – denn ein Nein bewirkt im Gehirn Ablehnung und führt dazu, dass man nur noch mehr Lust auf das verbotene Essen bekommt. Der Schlüssel besteht in einer gewissen Selbstbeobachtung, so Christina Lackner: „Wenn ich beispielsweise Lust auf Schokolade habe, frage ich mich: Habe ich wirklich auf die Sache an sich Lust? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich sie gegessen habe? Das führt schon einmal zu bewusstem Essen, anstatt einfach aus Gewohnheit etwas in sich hineinzustopfen.“ Und: „Man darf auch einmal eine Ausnahme machen!“
Die Sache mit dem Koffein
Keine andere Substanz ist als schneller Energielieferant beliebter: Kaffee. Abgesehen von seinen körperlichen Push-Effekten spricht er auch das Belohnungszentrum im Gehirn an und ist bei vielen Menschen zur liebgewonnenen Gewohnheit geworden, ohne die man morgens schwer aus dem Bett kommt. Hin und wieder einen Kaffee zu trinken, ist auch in Ordnung, so Christina Lackner – aber vielleicht ja nicht jeden Morgen? „Kaffee hat sehr viel Säure und belastet den Magen. Zudem tritt auch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, sodass man immer mehr davon braucht, um sich fit zu fühlen. Alternativen sind Schwarztee – gerne mit Milch – oder für den Extra-Push auch Matcha-Tee. Dann wird der Kaffee wieder zum Luxus, den man sich bewusst gönnt, wenn man gerade einfach Lust drauf hat.“
Bewegung + Sauerstoff = Vitalität
Keine Überraschung: Zum persönlichen Sich-fit-fühlen ist auch Bewegung wichtig – und das am besten an der frischen Luft. Sport tut gut – und durch das Schwitzen entgiftet der Körper ganz von allein. Trotzdem muss es nicht immer das High-Intensity-Training sein: „Selbst wenn ich nur Zeit für eine Kniebeuge habe – wenn ich sie mache, habe ich immer noch 100 Prozent mehr gemacht, als wenn ich sie nicht gemacht hätte.“ Auch ein Spaziergang durch den Wald tut gut und steigert das Energielevel. „Man kann Körper und Geist nicht trennen“, ist Christina Lackner überzeugt. „Man muss beide in Einklang bringen.“ Daher rät Christina übrigens auch davon ab, sich nach dem sogenannten „Weekend-Warrior-Prinzip“ am Wochenende sportlich zu quälen: „Denn dann hat man oft keine Lust mehr auf Sport.“ Effektiver als hin und wieder intensiv, aber ungern zu trainieren: die Bewegung in den Alltag integrieren – zur Arbeit mit dem Rad fahren, wenn möglich; und vielleicht einmal den etwas weiter weg gelegenen Supermarkt zu Fuß ausprobieren.
Gartenarbeit für gute Stimmung
Julia Laganda setzt in ihrer Praxis für Psychologische Beratung und Spiritual Coaching in Lenzing (Oberösterreich) nicht nur auf Psychologie, sondern auch auf Spiritualität und die heilende Kraft der Natur. Im Interview mit der SALZBURGERIN gibt die Mutter von drei Söhnen Tipps für einen ausgeglichenen Alltag mit viel Energie und Lebensfreude.
Gerade in der aktuellen Situation fühlen sich viele Menschen antriebslos. Was sind deine Erfahrungen dazu?
Ich bemerke, dass die Nachfrage für Psychologische Beratung kontinuierlich steigt, weil bei vielen Menschen die sogenannten Urängste Überhand nehmen – aufgrund der globalen Situation verständlich. Oft hängt das sicher auch damit zusammen, dass man jetzt viel mehr Zeit hat, sich seiner Lebensthemen anzunehmen. Dazu kommt häufig ein Gefühl der Hilflosigkeit und ganz schön viel Wut oder Frust.
Was kann man gegen das Gefühl der Hilflosigkeit tun?
Wenn das Außen auf einen einstürmt, hilft es meist nur, sich auf Dinge zu konzentrieren, die man unmittelbar beeinflussen kann. Sich selbstwirksam erleben tut gut und gelingt, indem man sich auf das eigene Innenleben besinnt, es sich quasi mit sich selbst schön einrichtet, sich selbst gut versorgt. Gerade jetzt im Frühling wirkt ein Spaziergang durch die Natur Wunder: Die Bäume starten verstärkt den Prozess der Photosynthese und man merkt, dass die Luft besonders sauerstoffreich ist. Das ist übrigens auch mein Tipp gegen die plötzliche Müdigkeit, die einen am Schreibtisch manchmal überfällt. Dabei ist bewusstes Einatmen durch die Nase und kräftiges Ausatmen durch den Mund auch sehr zu empfehlen, weil diese Technik unheimlich entspannt.
Und was ist mit starken Gefühlen wie z. B. Wut?
Wut ist eigentlich nichts anderes als reine Energie – und Energie kann man nicht wegdrücken. Man kann sie nur umlenken. Daher bietet es sich an, wenn man wütend ist, die tobende Kraft für die Gartenpflege zu nutzen: Gartenarbeit erdet und wenn man dazu noch sein Umfeld kreativ gestaltet, ist das ein super Ventil!
Und wenn ich keinen Garten habe?
Dann kannst du zum Besen greifen: Sicher freut sich auch deine Hausgemeinschaft, wenn Hof und Parkplatz vom winterlichen Streugut befreit werden. Und du kannst dich so richtig auspowern!
Apropos auspowern: Ist das nicht sowieso wichtig?
Absolut! Abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten gilt auch: Ohne körperliche Müdigkeit kein guter Schlaf. Bei unseren Vorfahren ging das durch die harte körperliche Arbeit noch von selbst – heutzutage müssen wir bewusst Bewegung in den Tag einbauen. Regel Nummer Eins ist für mich zurzeit jedenfalls: nicht gammeln, sondern raus in die Natur!