Die wahrscheinlich kleinste Skischuh-Manufaktur der Welt

Schauplatz Langen am Arlberg, der Geburts- und Produktionsstätte der Hannes Strolz Skischuhe: Von Hand und nach Maß gefertigt treten sie von hier ihre Reise in die ganze Welt an.

Es ist keine große Produktionsstätte, kein automatisierter Betrieb mit Fließbandfertigung. Tatsächlich ist es mehr ein Produktions-„Raum“. Die Spritzgussmaschine dominiert das Geschehen, an der die Teile des Außenschuhs gefertigt werden. Hier lagern die hochwertigen Granulate, Rohstoff und Basis eines jeden Skischuhs, sowie die unterschiedlichen Farb-Granulate. „Wir kaufen keine fertigen Mischungen zu, sondern mischen jeden Härtegrad und jede Farbe selbst“, erklärt Hannes Strolz, der das Unternehmen in dritter Generation führt.

Schuhmacher seit drei Generationen: Martin, Ambros und Hannes Strolz

Bei 240° Celsius wird das Granulat zum Schmelzen gebracht und in die Skischuhform geschossen. Dafür stehen die unterschiedlichsten Formen bereit, je nach Modell und Größe. „Bei uns werden die Schalen in Halbgrößen hergestellt – wir sind die einzigen Skischuh-Hersteller, die nicht nur am Innenschuh, sondern auch am Außenschuh Halbgrößen anbieten.“

Die in der Spritzerei gefertigten Teile des Außenskischuhs treffen in der Montage auf die – ebenso von Hand gefertigten – Innenschuhe aus Rindsleder. Diese lässt Hannes Strolz im Lechtal nach seiner Vorlage fertigen. Generell legt er Wert auf kurze Transportwege: „Gut 80 Prozent unserer Wertschöpfung liegen in Österreich“, betont er, „aus Italien und Bayern beziehen wir das Leder und aus der Schweiz die Klettverschlüsse. Der Rest wird in Österreich produziert.“

Maß-Skischuhe, die passen

Exakt nach den Maßen des Kunden wird für jeden Fuß ein eigener Leisten gefertigt, nach dem die Schale angepasst wird. Die Feinanpassung passiert im Zuge des Schäumens: Die Zwischenräume werden ausgeschäumt, sodass der verbleibende Hohlraum perfekt dem jeweiligen Fuß entspricht. „Unsere Skischuhe sind Maßschuhe, ein jeder ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck“, bekräftigt Hannes Strolz.

7.000 dieser Unikate verlassen jährlich die Produktionsstätte und werden nach Europa, Amerika und selbst nach Australien exportiert. Rund 200 von Hannes Strolz handverlesene Händler führen die hochwertigen Skischuhe in ihrem Sortiment.

Die Zielgruppe ist breit gefächert: „Wir machen Skischuhe für alle Skisportbegeisterten!“, so Hannes Strolz, „außer für Kinder und Jugendliche, die noch im Wachstum sind bzw. für Anfänger, die noch nicht wissen, ob ihnen der Sport gefällt. Da wäre die Investition in so einen Skischuh zu hoch.“ Das zweite Standbein – die Orthopädie – ermöglicht es, sogar Skischuhe für Menschen mit ganz speziellen Ansprüchen zu fertigen. „Leute, die das Skifahren schon aufgegeben hatten, haben bei uns den passenden Skischuh gefunden, wie z.B. Versehrtensportler oder Prothesenträger.“

Willkommen in der Skibootique!

Sämtliche Modelle sind selbstverständlich auch im Flagship Store der Hannes Strolz Skischuhe, der Skibootique in Lech am Arlberg, erhältlich. Geschmackvoll und stylisch mit hohem Wohlfühlfaktor werden hier die Wintersportler entspannt empfangen. Modernste Messsysteme scannen den Fuß und vom Relax-Sessel aus erleben die Kunden in der integrierten „Schau-Werkstatt“ hautnah, wie ihr Skischuh entsteht. Eine Besonderheit aber, die gibt es tatsächlich nur hier: Als dritte Linie hat Hannes Strolz den Skischuh „Unique“ ins Sortiment genommen. Sämtliche Komponenten des Skischuhs, von der Schale über die Manschette bis hin zur Schnalle, darf hier der Kunde selbst zusammenstellen – je bunter, umso besser!

100 (und drei) Jahre Erfolgsgeschichte

Davon träumt man wohl zu Gründungszeiten noch nicht einmal, immerhin reicht die Firmengeschichte zurück bis ins Jahr 1921, als Ambros Strolz beginnt, für die Skilehrer am Arlberg die ersten Skischuhe aus Leder zu fertigen.

Bald schon tritt Ambros‘ Sohn Martin als Schuhmachermeister in die Fußstapfen seines Vaters. Damit nicht genug, zählt er in den 50er Jahren zu den Größen des österreichischen Skisports, gewinnt bei den Weltmeisterschaften 1954 die Silbermedaille. Gegen Ende der 60er Jahre stemmt er als einziger von zahlreichen Lederskischuh-Produzenten die erfolgreiche Umstellung auf Skischuhe aus Kunststoff. Seit mehr als 30 Jahren führt nun Hannes Strolz das Familienunternehmen fort.

Hannes Strolz im Interview

War es für Sie immer klar, dass Sie diesen Weg einschlagen werden?

Man hat mich mal als Kind, ich glaub, ich war fünf oder sechs Jahre alt, gefragt, ob ich einmal Schuhmacher werde? Da habe ich gesagt: Sicher nicht! Aber ich bin eigentlich mit Skischuhen groß geworden. Es gibt ein Bild, auf dem wir zu dritt sind, drei Generationen – ich war acht Jahre alt, da habe ich schon meinen ersten Patschen für mich selbst gemacht.

Ich hab dann die Ausbildung zum Orthopädie-Schuhmacher gemacht und danach Grafik-Design studiert. Das war für mich noch einmal eine Prüfung: Ist Schuhmacher das, was ich machen will? Als ich mit dem Studium fertig war, wollte mein Vater eine Entscheidung und für mich war klar, dass ich die Skischuh-Produktion weiterführen will.

Wie kommen Sie immer auf diese, doch teilweise sehr speziellen Ideen?

Daran ist meine Frau nicht ganz unschuldig: Wir sind beide begeisterte Wintersportler und tauschen uns aus. Auch wenn ich selbst Ski fahre, komme ich auf Ideen, was man vielleicht noch besser machen könnte oder auch Kunden kommen mit Wünschen und Anregungen auf uns zu.

Der neueste Streich ist nun der Evolution Pink…

Nicht der letzte, aber der neueste Streich, ja.

Dieser hat eine besondere Geschichte. Wie ist dieser entstanden, bzw. ins Sortiment gekommen?

Ich fertige jedes Jahr ein Sondermodell für meine Frau an und habe mir überlegt, dass ein pinker Skischuh ihr Freude machen würde. Sie wurde dann beim Skifahren von so vielen Leuten angesprochen, wo sie den Skischuh herhabe, dass wir uns entschieden haben, ihn in der darauffolgenden Saison in die Kollektion aufzunehmen. Dass Pink dann so einen Hype erlebt hat, war natürlich ein Glücksfall.

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Fotos: Udo Mittelberger, Hannes Strolz