Die Küche als Wohnzimmer

Text: René Herndl

Fotos: ewe; Team 7; Warendorf; Experten: Andreas Kolarik, Küchen Studio Christ, Daniel Sobietzki

Die neuesten Küchentrends orientieren sich am Wohngefühl – mit allen Zutaten, Vorzügen und Eigenschaften – und an der Architektur.

Man könnte den generellen Trend bei Küchen sehr kurz mit „einfach wohnen in der Küche“ beschreiben. Aber das bringt nicht all das zum Ausdruck, was die Küche als Wohnraum mit Gemütlichkeit als auch hohem Nutzwert ausmacht.

Architektur und Küchenplanung
Aufgrund der offenen Bauweise moderner Wohnungen und dem auch der Architektur geschuldeten oft begrenzten Raumangebot ist die Küche in den Focus der Planung gerückt. Sie ist fast zum Lebensmittelpunkt geworden – sie ist das Zentrum einer Wohnung, um das sich alles dreht. Die Planung ist logischerweise grundrissabhängig. Deshalb ist auch die Optik der Küche samt Küchenblock und Geräten anders als früher, als die Küche noch ein eigener, von den übrigen Räumen getrennter Bereich war. Heute hat sich die Gestaltung derart gewandelt, dass die Funktionen in allen Facetten und bei allen technischen Möglichkeiten – neben den baulichen Voraussetzungen – dem Aussehen, dem Wohngefühl untergeordnet sind. Der wohnliche Eindruck bestimmt das Bild!
Die Linienführung ist fast minimalistisch, zeigt kein Schickschnack, ist unaufgeregt aber in der Farbgebung warm, oft erdfarben wie die Möblierung. Grau-braun und Anthrazit, gebrochene Farben geben den Ton an. Die Oberflächen sind dieser Wärme angepasst, nicht aus spiegelndem Glas, sondern eher aus Acryl, meist matt, seidenmatt oder leicht strukturiert lackiert, sodass die berüchtigten Küchen-Fingerabdrücke ganz sicher nicht sichtbar werden.

Technik und Qualität
Davon ist auch die Technik nicht unberührt geblieben, was sich darin manifestiert, dass praktisch alle Geräte zwar kaum sichtbar, aber vorhanden sein müssen. Der Kochfeld-Dunstabzug ist quasi obligatorisch, Dampfgarer und Dampfbacköfen sind gleichfalls ein Muss, und manche technischen Features erinnern an Spielkonsolen, so ausgefeilt sind die unterschiedlichen Eigenschaften und die Einstellmöglichkeiten. Eine Investition in die hohe Qualität der Geräte wirkt sich als indirekte Sparsamkeit aus, weil diese einfach länger und zuverlässiger ihren Dienst verrichten. Wobei sich auch hier die Ansprüche nach den technischen Entwicklungen ausrichten – und wiederum nach den architektonischen Voraussetzungen.
Zur attraktiven Optik zählt vor allem auch die Arbeitsplatte, also jene Fläche, die nicht nur viel auszuhalten hat, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Atmosphäre der Küche beitragen kann. Sie ist gleichsam das Aushängeschild der Küche wie auch des Wohngefühls – und natürlich auch Geschmacksache. Einerseits haben Platten aus Naturstein, manchmal matt dann wieder glänzend, eine besonderen Reiz, der auch von der Farbe des Steins abhängt. Granit ist da ein Dauerbrenner, ganz stark im Trend liegen aber auch Keramikflächen, die vielleicht noch individueller sein können. Edelstahl ist wohl das bevorzugte Material für professionelle Köche, wobei hier selbstverständlich auch die robuste Optik oder die Integration der Armaturen und Becken mitspielen.

Geräteauswahl und Armaturen
Ein zurzeit wichtiger Aspekt ist auch die Installation von Wasserfiltern, die ein gleichbleibendes Niveau der Wasserqualität garantieren und auch für einen guten Geschmack des Trinkwassers zuständig sind. Dieses Hygiene-System filtert auch die allerorten vorhandenen Mikroplastikteilchen, aber auch Bakterien oder andere Bestandteile im Wasser heraus.
Die technische Ausstattung hängt klarerweise vom Budget ab, sollte aber möglichst alle Lebensumstände und Kochneigungen berücksichtigen. Es muss ja nicht gleich die Kühl-Gefrierkombination um 12.000 Euro sein oder ein Weinschrank, der bis zur Decke geht. Da gibt´s auch günstigere Lösungen. Und es muss auch nicht alles „smart“ oder „intelligent“ sein, obwohl dies schon alles im Bereich der technischen Möglichkeiten liegt. Aber vielleicht möchten Sie eine integrierte Grillplatte? So wird auch das Kochen zum Genuss, der das Wohnen und das Leben mit und in der Küche zum Erlebnis macht!

Oft sind neue Trends eigentlich nur die Abwandlung alter Trends. Lackierte Oberflächen, oft in gebrochenen Weißtönen, werden mit Holz individualisiert, Keramik-Arbeitsplatten sind der letzte Schrei, auch weil sie so sind, wie man sich‘s erwartet, nämlich langlebig, leider nicht ganz billig, aber schön und gut. Die modernen Geräte werden ordentlich „versteckt“, weil es die Wohn-Optik verlangt. Der „Trend“ ist in der modernen Bauweise begründet, die keine andere Möglichkeit bietet, als auch die Küche anzupassen, ist also gleichsam gelebte Architektur.
Josef Rehrl aus dem Miele Küchencenter Rehrl, Salzburg


Gerade in der Küchenplanung ist die Beratung extrem wichtig. Nur eine Küche aus einem Guss, in der alle Komponenten zusammenpassen, wo vielleicht auch die Möbel schon dazu geplant werden, wo die Geräte aufeinander abgestimmt sind, ist eine perfekte Küche. Das bringt nur die Kompetenz des Fachgeschäfts zustande. Ebenso wichtig ist, auch im Sinne der Umwelt, die Wahl der Lieferanten, die möglichst heimisch sein sollten, weil hier Qualität und Garantien stimmig und mit kurzen Wegen verbunden sind.
Oliver Christ aus dem Küchen Studio Christ, Salzburg


Die Küche ist nicht mehr als Arbeitsraum zu sehen, sie fügt sich immer mehr in den Wohnraum ein und wird schon eher als Möbel- und Kommunikationszentrum betrachtet. Die technischen Raffinessen von perfekt aufeinander abgestimmten E-Geräten führen zum Kochvergnügen und vereinfachen es, sogar schwierige Rezepte zu kochen. Eine technisch perfekte Küche weist einen niedrigen Sockel mit anschließend hohem Korpus auf, wobei die anspruchsvollen Oberflächen das Gefühl vermitteln, z.B. hochwertiges Holz zu fühlen. Der Trend bei modernen Küchen liegt sicherlich nicht mehr im Hochglanz-Bereich, gestrichene Titan- oder Bronze-Oberflächen in Kombination mit naturbelassenem Holz stellen das Material in den Vordergrund und erschließen das Kochvergnügen auch optisch.
Herbert Reiter aus dem M-Studio Reiter, Altenmarkt