Bis in die Spitzen

Text: Doris Thallinger
Fotos: adobe.stock.com – Prostock-studio, deagreez, LIGHTFIELD STUDIOS,
www.neumayr.cc; Hannelore Leeb, Franz Neumayr

Wallende Mähne, glänzendes Haar, Volumen und Kraft aus der Haarwurzel – das wünschen wir uns alle. Einige Attribute sind „leider“ schon genetisch vorgegeben, aber die richtige, individuell abgestimmte Haarpflege macht es möglich, das Beste aus dem Haar herauszuholen.

So wie jeder Mensch anders ist, unterscheiden sich auch die Begebenheiten der Kopfhaut, der Haarwurzel und -struktur. An allererster Stelle sollte daher die Analyse des Haars und der Kopfhaut stehen. Ob man feines oder dickes, trockenes oder eher fettendes Haar hat, findet ein jeder für sich heraus. Darüber hinaus macht es durchaus Sinn, beim nächsten Friseurbesuch den Profi die Kopfhaut und die Haarstruktur fachmännisch analysieren zu lassen.

Mit dieser Expertise ist es gleich viel einfacher, die passende Pflege für sein Haupt zu finden. „Es gibt ein Minimum an Pflege, das wirklich jeder seinem Haar gönnen sollte“, ist Andreas Paischer, Inhaber Friseur Paischer (Molto Forte) in Salzburg und Straßwalchen überzeugt: „Die Basics sind das richtige Shampoo und der passende Conditioner!“ Dabei empfiehlt es sich – insbesondere für Menschen mit feinem, dünnem Haar, schon zu einem Shampoo mit Feuchtigkeitspflege zu greifen: „Ein Shampoo mit Aufbaustoffen reinigt das Haar nicht nur, sondern kräftigt zudem die Haarwurzeln und ummantelt schon im ersten Schritt jedes Haar für mehr Volumen und Stabilität.“

Nährstoffe fürs Haar
Gerade bei langen Haaren ist es mit der Reinigung von Kopfhaut und Haar aber noch lange nicht erledigt. „Die Längen und Spitzen sind immer etwas trockener“, so Paischer, „immerhin haben sie schon mehr erlebt, den einen oder anderen Sommer hinter sich und wurden oft geföhnt oder geglättet, wodurch sich die Haarstruktur verändert. Darum benötigen sie zusätzliche Pflege.“ Eine Pflege, die, wie schon das Shampoo, an die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten abgestimmt sein sollte. In der Anwendung sind einige wenige Dinge zu beachten: Zum ersten, und diesen Fehler machen viele, sollte der Conditioner nie ins nasse Haar eingearbeitet werden! „Damit das Haar die Pflege gut aufnehmen kann, muss man es vorab mit dem Handtuch trocknen. Ist die überschüssige Flüssigkeit aus dem Haar entfernt, wird es wieder gierig nach Feuchtigkeit und nimmt die Pflegestoffe gut auf“, erklärt Andreas Paischer.

Den Conditioner kurz (ein bis zwei Minuten) einwirken lassen und gründlich ausspülen. „Was das Haar nicht braucht, wird ausgespült – insofern kann man die Pflege nicht überdosieren“, so Paischer. Auch für alle, die es besonders eilig haben, hat er einen Tipp auf Lager: einen leichten Sprüh-Conditioner zu verwenden, den man nicht mehr auszuspülen braucht.

Weniger Pflege für feines Haar?
Der Mythos hält sich hartnäckig: Wer ohnehin mit eher feinen, strukturlosen Haaren zu kämpfen hat, lässt gerne einmal die Pflege weg – zu groß ist die Angst, dass die Haare sonst noch platter und kraftloser erscheinen. Ein Irrtum, mit dem Andreas Paischer ein für alle Mal aufräumt: „Für feines Haar gibt es eigene Produktlinien, die eher wie Gel als Creme anmuten. Gerade wenn das Haar schon fein und sensibel ist, sollte man gut pflegen, um es zu kräftigen und Leichtigkeit sowie Stabilität ins Haar zu bringen.“

Tägliche Routine?
Den richtigen Rhythmus zur Haarwäsche zu finden, erweist sich nicht immer als einfach. Denn Haarewaschen ist seltener notwendig als man glaubt. (Auch wenn die Kosmetikindustrie gerne vom Gegenteil überzeugt.) „Bei langen Haaren reicht es absolut aus, die Haare zweimal pro Woche zu waschen, je nach Kopfhaut sogar einmal. Gerade bei fettender Kopfhaut empfiehlt es sich, die regelmäßige Wäsche etwas hinauszuzögern. Die Kopfhaut gewöhnt sich daran und reduziert in Folge die Fettproduktion. Und: Je öfter man die Haare wäscht, umso mehr Pflege benötigen sie natürlich!“

Tipp am Rande: Mit einem guten Trockenshampoo lässt sich die Haarwäsche einfach hinauszögern – und Volumen bringt es obendrein ins Haar!

Intensiv
Wirklich intensive Pflege erhält unser Haar durch Haarmasken. Diese werden auf das gewaschene, handtuchtrockene (!) Haar aufgetragen und in die Längen und Spitzen gut eingearbeitet, sodass sie jedes einzelne Haar richtiggehend ummantelt. „Auch bei der Intensivpflege gibt es keine Überdosierung“, so Andreas Paischer, „was das Haar nicht braucht, wird ausgespült!“

Schönheit von innen
Gesunde Haare brauchen – unter anderem – einen gesunden Körper. So ist grundsätzlich darauf zu achten, dass der Körper keinen Mangel an Vitaminen, Spurenelementen, Mikronährstoffen und Mineralien aufweist. „Mangelt es dem Körper an etwas, versorgt er zuerst die überlebensnotwendigen Bereiche. Haut und Haare werden in diesem Fall vernachlässigt“, weiß Margarete Olesko, Inhaberin der Borromäus Apotheke, „die Grundversorgung durch gesunde Ernährung ist also Voraussetzung für gesundes und schönes Haar.“

Bei der Ernährung ist insbesondere auf basenbildende Nahrung zu achten, um einer Übersäuerung vorzubeugen. „Säure wird über die Haut und damit auch über die Kopfhaut ausgeschieden. Eine Übersäuerung des Körpers beeinträchtigt das Milieu der Haarwurzel, woraus es zu vermehrtem Haarausfall kommen kann“, so die Pharmazeutin. Um gut und kräftig zu wachsen, benötigt das Haar Unterstützung: Allen voran Vitamin D, aber auch sämtliche B-Vitamine fördern das gesunde Haarwachstum. Daraus hervor sticht Vitamin B7, auch bekannt als Biotin. Eisen bestimmt ebenfalls die Gesundheit des Haars, während Zink zur schnelleren Neubildung der Haarzellen beiträgt. Die Aminosäuren Methionin und Zystein sind die Grundlage zur Bildung von Keratin, das grundlegend ist für die Festigkeit des Haars, wohingegen L-Arginin die Durchblutung der Haarwurzel fördert. „L-Arginin kann zum Beispiel bei starkem Haarausfall hochdosiert gute Wirkung erzielen“, so Margarete Olesko.

Das in Bambus-Extrakten oder Zinnkraut enthaltene Silicium wirkt sich ebenfalls günstig auf das Haarwachstum aus, ebenso wie Bockshornklee und Hopfen oder – etwas exotischer – die Ambler-Frucht, die wiederum diejenigen Enzyme hemmt, die für Haarausfall verantwortlich sind.

Hier nun die exakt richtige Zusammenstellung zu ertüfteln, ist nicht notwendig. Entsprechend vielfältig ist heute die Auswahl an kombinierten Präparaten im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel, die genau darauf abzielen, dem Körper jene Stoffe zuzuführen, die gesundes, schönes, rasch wachsendes Haar benötigt. Wichtig bei der Auswahl ist, darauf zu achten, dass alle Inhaltsstoffe in ausreichender Höhe und Qualität enthalten sind“, rät Olesko.

Abschließend betont sie, dass auch Stress und psychisches Ungleichgewicht Haarausfall fördern können: „Haut und Haare sind immer auch ein Spiegel der Seele.“