Barfußlaufen ist mehr als nur Lifestyle – es ist die Suche nach Natürlichkeit und die Sehnsucht nach Einheit mit der Erde, die uns trägt. Ob mit Barfußschuhen oder komplett nackten Fußes ist es nicht nur die natürlichste Form der Fortbewegung, sondern auch die gesündeste.
Text: Dominic Schafflinger
Fotos: Adobe Stock, Andreas Hechenberger, Vivobarefoot

Unsere Füße tragen uns durch unser ganzes Leben. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie besonderen Schutz durch modernes, gedämpftes Schuhwerk benötigen, denn unsere Füße sind stärker, als wir denken. „Gepolsterte Schuhe wurden in den 70er Jahren erfunden und seitdem haben unter anderem Knieschmerzen stark zugenommen“, erklärt Ben le Vesconte, Healthexpert von Vivobarefoot: „Unsere Füße waren gesund, bis wir sie in Polsterung gepackt haben. Heute nutzen NBA-Spieler, ganze NHL-Teams oder MMA-Kämpfer Barfußtraining, um stärkere Füße zu bekommen.“ Schauspieler Chris Hemsworth trainiert regelmäßig in Vivobarefoot Schuhen und der zweifache Surf-Weltmeister John J. Florence lebt die Philosophie des schuhfreien Bewegens.

Die natürlichste Art der Fortbewegung

Der Trend zum Barfußlaufen ist weit mehr als nur Lifestyle – sondern gesunde, natürliche Fortbewegung. Der Salzburger Markus Eberl ist Therapeut und passionierter Barfußwanderer, er weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, regelmäßig ohne Schuhe unterwegs zu sein: „Nach einer mittelschweren Fußverletzung dachte ich lange, meine alte Leistungsfähigkeit kommt nicht mehr zurück, bis ich angefangen habe, ganz bewusst ohne Schuhwerk zu wandern. Wer barfuß geht, vermeidet Belastungsspitzen bei jedem Schritt, denn die Dämpfung erfolgt nicht durch Schaumstoff in der Sohle, sondern über die Wade und Achillessehne durch die Art, wie man den Fuß aufsetzt. Die feinen Muskeln im Fuß beginnen intensiv zu arbeiten, weil Unebenheiten ausgeglichen werden müssen, die sonst unter groben Schuhsohlen verborgen bleiben.“ All das verbessert die natürliche Körperhaltung, weiß Ben aus eigener Erfahrung: „Als ich über diese verrückten kleinen Barfußschuhe stolperte und anfing, meine ersten Vivos zu tragen, verschwanden innerhalb weniger Monate meine Rückenprobleme.“

Training macht den Barfußmeister

Allerdings ist es nicht ratsam, von heute auf morgen alle sportlichen Aktivitäten von gepolstert auf fußnackt umzustellen. Der Weg beginnt mit der richtigen Technik und einem strukturierten Trainingsaufbau. Ben erklärt: „Der erste Schritt ist, im Alltag sechs Wochen in Barfußschuhen unterwegs zu sein.“ Zusätzlich empfiehlt der Laufexperte, zuerst die tiefe Kniebeuge zu erlernen, um grundlegende Mobilität zu erlangen, bevor man mit kurzen Laufeinheiten startet. Physiotherapeut Markus legt Wert auf einen denkbar vorsichtigen Einstieg: „Anfangen sollte man mit kurzen Barfußstrecken auf einfachen Untergründen wie Wiese, Sand oder Schlamm – so überfordert man den Fuß nicht.“ Wichtig ist, vorsichtig in sich hineinzuspüren und auf seinen Körper zu hören. „Als ich begann, ganz bewusst barfußgehen zu trainieren, habe ich selbst kaum geglaubt, was möglich ist. Mein Schuhfrei-Highlight ist der Mittagskogel in Kärnten. Das sind 5 bis 6 Stunden über einen Klettersteig, Geröllhalden und spitze Steine. Mit dem nötigen Training ging das komplett ohne Schmerzen.“ Barfuß braucht jeder Schritt volle Achtsamkeit. So verändert sich das ganze Geherlebnis. „Es entsteht Intimität mit der Umgebung – jeder vorsichtige Schritt verbindet einen direkt mit der Erde“, schwärmt Markus.

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Mit der richtigen Technik zum nächsten Marathon

„Wir haben in unseren gepolsterten Schuhen gelernt so zu laufen, wie wir eigentlich gehen. Barfuß zu laufen bedeutet natürlich zu laufen.“ – Ben le Vesconte, Healthexpert bei Vivobarefoot

Dass für trainierte Füße auch lange Barfußläufe kein Problem sind, beweist die olympische Geschichte. 1960 gewann der Äthiopier Abebe Bikila den olympischen Marathon – komplett barfuß. „Wenn man wirklich entschlossen ist, kann unser Fuß viel mehr leisten als wir denken. Um das zu unterstützen, haben wir mit dem Primus Flow den ersten Barfuß-Laufschuh für harte Straßenbeläge entwickelt. Eine kaum wahrnehmbare Dämpfung an der Ferse verwandelt Asphalt in das Gefühl, auf trockenem Gras zu laufen“, erläutert Ben die Vorzüge seines neuen Lieblingsschuhs.

Bei langen Läufen ist eine leichte Fersenfederung von Vorteil, während der Vorfuß im Schuh genug Platz hat, damit sich vor allem der große Zeh nach außen spreizen kann. Der Fuß setzt am Ballen auf, jedoch küsst die Ferse am Ende des Schrittes sanft den Boden. „Die Sprungtechnik der Massai ist das Vorbild für die perfekte Laufbewegung. Bevor ihr Fuß am Boden auftrifft, ziehen sie die Zehen nach oben, um sie dann elastisch in den Boden zu strecken, dabei landet der ganze Fuß auf der Erde und erzeugt maximale Elastizität.“ Ebenso wichtig ist laut Laufcoach Ben eine aufrechte Körperhaltung, aus dem Sprunggelenk heraus leicht nach vorne geneigt, und ein rhythmischer Schrittzyklus, bei dem die Landung direkt unter dem Körper erfolgt.

In Kontakt kommen

Auch im stressigen Berufsalltag können Barfußschuhe ausgleichend und erdend wirken. „Wenn man einmal in einem Paar Vivos die Unebenheiten des Asphalts gespürt hat, möchte man das einfach nicht mehr missen.“ Trotzdem müssen Barfußschuhe nicht immer sein, ist sich Markus Eberl sicher: „Ich besitze keine Barfußschuhe, denn ich mag den unmittelbaren Kontakt, ohne wieder eine trennende Schicht zwischen meinen Füßen und der Umgebung zu haben.“

Egal auf welche Weise, barfuß zu gehen, zu wandern oder zu laufen verändert die Wahrnehmung. Ohne die Dämpfung herkömmlicher Schuhe nehmen die Füße wieder Kontakt mit dem Boden auf und die Texturen und Temperaturen der Landschaft werden erlebbar. Die unmittelbare sensorische Rückmeldung schärft nicht nur das Gleichgewicht, sondern lässt den ganzen Körper natürlicher reagieren. Es entsteht eine verbesserte Körperhaltung und ein dynamischerer Bewegungsablauf, bei dem die Füße wieder als natürliche Stoßdämpfer fungieren, so wie wir schon als Kinder gelaufen sind, bevor man unsere Füße in Schuhe presste. Zeit, sich diese Fähigkeit wieder zurückzuholen.

„Wer offene Wunden an den Füßen hat, sollte immer Schuhe tragen und auch akute stumpfe Verletzungen brauchen die Grundstabilität eines Schuhs. Die meisten orthopädischen Fehlstellungen können sich aber mit vorsichtigem und gezieltem Barfußtraining sogar verbessern.“

Markus Eberl, Physiotherapeut und Therapeut für Prozessarbeit

Schau auf deine Füße

Physiotherapeut Markus Eberl empfiehlt regelmäßige Fußmassagen – zur Aktivierung zahlreicher Nervenstränge und Reflexzonen und zum Anregen der Durchblutung. Dazu oder danach können auch hochwertige Natursalben aufgetragen werden.

Technik:

• Im Sitzen den Fuß auf den anderen Oberschenkel legen.
• Mit den Daumen die Fußsohle gründlich durcharbeiten.
• Zehen in die Hand nehmen und bewegen, um das Quergewölbe (zwischen großem und kleinem Zehenballen) in beide Richtungen zu dehnen.
• Finger gleichzeitig in die vier Zehenzwischenräume zwängen und sanft pressen, dehnen und bewegen – auch wenn es anfangs etwas ungewohnt erscheint.

Barfußgehen ist nur ein Teil des großen Ganzen

Barfußgehen ist kein neues Phänomen – die gesundheitlichen Vorteile kannte schon Sebastian Kneipp. Es war jedoch nur ein Teil seiner Philosophie, erklärt der bekannte Kneippmediziner, Autor und Fernsehmoderator Dr. Hans Gasperl im Interview.
Text: Dominic Schafflinger
Foto: Hans Gasperl

Herr Gasperl, was zeichnet die Kneippkur aus?

Die Kneippkur beruht auf fünf Säulen: Wassertherapie, Bewegung, Ernährung, Pflanzenheilkunde und Lebensordnung. Diese Elemente bringen den Körper in Einklang mit der Natur und fördern ganzheitlich die Gesundheit. Dabei spielt das Barfußgehen eine wichtige Rolle, denn es setzt einen leichten bis mittleren Reiz, der Durchblutung und Koordination fördert und das Immunsystem stimuliert.

Welche Effekte bewirkt das Barfußgehen konkret?

Der direkte Kontakt zum Boden – sei es auf taufeuchtem Rasen, im Schnee oder auf Schotterpisten – sorgt für einen natürlichen Temperaturreiz, der den Vagusnerv aktiviert und stressabbauend wirkt. Zudem unterstützt er die Durchblutung und stärkt die Koordination, was besonders im Alter oder nach Verletzungen von großem Vorteil ist.

Wie sollten Interessierte in das Barfußgehen nach Kneipp einsteigen?

Der Einstieg sollte behutsam erfolgen. Am besten barfuß auf weichen Untergründen beginnen und die Intensität allmählich steigern. Achten Sie darauf, dass Ihre Füße stets warm bleiben, um einer Unterkühlung vorzubeugen – zum Beispiel durch kürzere Barfußphasen im Winter, gefolgt von warmen Socken, Tee oder Wechselbädern. Man kann auch Mitglied in einem der vielen Kneipp-Clubs werden oder einfach eines meiner Bücher zu dem Thema lesen.

Was sind die wichtigsten Säulen der Kneipp Philosophie heute?

Die Integration der Natur und ihrer Rhythmen ist zentral. Wird der Tag-Nacht-Rhythmus gestört, leiden Botenstoffe und Regeneration. Im Sonnenlicht produziert der Körper nicht nur Vitamin D, sondern auch Serotonin, das wiederum in Melatonin umgewandelt wird – ohne Glückshormon kein guter Schlaf. Sport in der freien Natur, etwa im Wald, fördert durch stressabbauende Duftstoffe die Erholung. Und zuletzt sicher die Ernährung, regional, bodenständig und unverfälscht. Man soll sich bewusst werden, dass man nicht sein eigener Mastbetrieb ist, sondern in Maßen genießen, da gehört auch mal ein Glas Bier dazu. Das wäre die Predigt von Kneipp heutzutage.